Ein wahrer Freund sagt alles frei,
Er haßt die stumme Heuchelei.
Ganz recht! die lieb ich nicht;
Doch auch ein kluger Freund gefällt,
Der uns nicht immer, vor der Welt.
Entscheidend widerspricht.
Ein wahrer Freund sagt alles frei,
Er haßt die stumme Heuchelei.
Ganz recht! die lieb ich nicht;
Doch auch ein kluger Freund gefällt,
Der uns nicht immer, vor der Welt.
Entscheidend widerspricht.
Das Gedicht „Alcest und Philint“ von Friedrich von Hagedorn beleuchtet in prägnanter Form die Komplexität und die verschiedenen Facetten von Freundschaft. Es handelt von der ehrlichen, direkten Freundschaft, verkörpert durch Alcest, und der diplomatischeren, vielleicht vorsichtigeren Freundschaft, repräsentiert durch Philint. Das Gedicht zeigt, dass es nicht nur eine Art der Freundschaft gibt, sondern dass unterschiedliche Ansätze und Charaktere innerhalb einer Freundschaft existieren können.
Der erste Vers stellt die klare Haltung von Alcest dar: „Ein wahrer Freund sagt alles frei, / Er haßt die stumme Heuchelei.“ Hier wird die Ehrlichkeit und Offenheit als zentrale Merkmale eines wahren Freundes hervorgehoben. Ein wahrer Freund scheut sich nicht, die Wahrheit auszusprechen und vermeidet jegliche Art von Heuchelei. Diese Aussage unterstreicht die Wichtigkeit von Vertrauen und Aufrichtigkeit in einer Freundschaft.
Der zweite Teil des Gedichts, der von Philint, setzt einen Kontrapunkt. „Ganz recht! die lieb ich nicht; / Doch auch ein kluger Freund gefällt, / Der uns nicht immer, vor der Welt / Entscheidend widerspricht.“ Philint stimmt der Ablehnung der Heuchelei zu, stellt aber auch die Bedeutung eines klugen Freundes heraus, der nicht immer offen widerspricht. Dies deutet auf eine differenziertere Sichtweise hin, in der Diplomatie und das Verständnis der sozialen Dynamik ebenfalls eine Rolle spielen. Philint impliziert, dass ein Freund nicht nur ehrlich, sondern auch einfühlsam und in der Lage sein sollte, Kritik auf eine Weise zu äußern, die die Freundschaft nicht gefährdet.
Zusammenfassend zeigt das Gedicht die verschiedenen Aspekte und Erwartungen, die an Freundschaft gestellt werden. Es regt zur Reflexion an, welche Qualitäten uns in einem Freund am wichtigsten sind und dass wahre Freundschaft unterschiedliche Formen annehmen kann, solange sie auf Ehrlichkeit und gegenseitigem Respekt basiert. Hagedorns Gedicht ist eine subtile Auseinandersetzung mit den Nuancen zwischen verschiedenen Arten von Freundschaft, und der Leser wird dazu eingeladen, seine eigenen Präferenzen und Erwartungen in Bezug auf Freundschaft zu reflektieren.
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Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.