Der Herbst [2]
Das Glänzen der Natur ist höheres Erscheinen,
Wo sich der Tag mit vielen Freuden endet,
Es ist das Jahr, das sich mit Pracht vollendet,
Wo Früchte sich mit frohem Glanz vereinen.
Das Erdenrund ist so geschmückt, und selten lärmet
Der Schall durchs offne Feld, die Sonne wärmet
Den Tag des Herbstes mild, die Felder stehen
Als eine Aussicht weit, die Lüfte wehen
Die Zweig′ und Äste durch mit frohem Rauschen
Wenn schon mit Leere sich die Felder dann vertauschen,
Der ganze Sinn des hellen Bildes lebt
Als wie ein Bild, das goldne Pracht umschwebet.
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![Gedicht: Der Herbst [2] von Friedrich Hölderlin](https://poesie-oase.de/wp-content/uploads/2025/07/poem_der_herbst_2_friedrich_h_lderlinz2424.webp)
Kurze Interpretation des Gedichts
Das Gedicht „Der Herbst“ von Friedrich Hölderlin zelebriert die Schönheit und Fülle des Herbstes, indem es die Natur in ihrem letzten, prachtvollen Stadium würdigt. Der Autor vermittelt in einer eher ruhigen und beschreibenden Formgebung die Harmonie und das friedliche Ende des Jahreszyklus, das durch die Reife der Früchte und die sanften Farben des Herbstes geprägt ist.
Die erste Strophe etabliert die zentrale Thematik des Gedichts: das „höhere Erscheinen“ der Natur, das sich in der Vollendung des Jahres manifestiert. Hölderlin beschreibt den Herbst als eine Zeit der Freude und des Überflusses, in der die Früchte in ihrem vollen Glanz erstrahlen. Diese Zeilen laden den Leser ein, die Pracht und den Reichtum der Natur zu betrachten. Der Wechsel vom „Tag“ zum „Jahr“ unterstreicht die zyklische Natur des Geschehens und die damit verbundene Vergänglichkeit und Erneuerung.
In der zweiten Strophe wird die Atmosphäre der Ruhe und Stille hervorgehoben, die den Herbst charakterisiert. Der „Schall“ dringt nur selten durch die Felder, was eine Idylle des Friedens und der Beschaulichkeit erzeugt. Die milde Wärme der Sonne und die weite Aussicht über die Felder verstärken das Gefühl der Gelassenheit. Die Erwähnung der wehenden „Lüfte“ und der rauschenden Zweige und Äste schafft ein auditives und visuelles Zusammenspiel, das die Sinne des Lesers anspricht und die Natur erlebbar macht.
Die letzte Strophe lenkt den Blick auf die Vergänglichkeit des Herbstes, die durch das „Vertauschen“ der Felder mit Leere angedeutet wird. Trotz dieser Leere bleibt der „ganze Sinn des hellen Bildes“ lebendig, umgeben von „goldner Pracht“. Dies deutet darauf hin, dass die Schönheit des Herbstes über die reine äußere Erscheinung hinausgeht und eine tiefere, ästhetische Erfahrung bietet. Hölderlin feiert somit die Transformation und die Schönheit des Abschieds, wobei der goldene Glanz ein Symbol für die bleibende Erinnerung an die Fülle und den Reichtum des Jahreszyklus ist.
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Lizenz und Verwendung
Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.