Schilt nimmermehr die Stunde hart,
Die fort von dir was Teures reißt;
Sie schreitet durch die Gegenwart
Als ferner Zukunft dunkler Geist;
Sie will dich vorbereiten, ernst,
Auf das, was unabwendbar droht,
Damit du heut′ entbehren lernst,
Was morgen sicher raubt der Tod.
Mahnung
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Kurze Interpretation des Gedichts
Das Gedicht „Mahnung“ von Friedrich Hebbel thematisiert in eindringlicher Weise die Vergänglichkeit des Lebens und die Notwendigkeit, sich auf den unvermeidlichen Verlust vorzubereiten. Es beginnt mit dem Appell, die schmerzhaften Momente, in denen uns etwas Liebes entrissen wird, nicht zu verurteilen. Stattdessen wird die Zeit, die uns diese Verluste bringt, als ein „ferner Zukunft dunkler Geist“ beschrieben, der durch die „Gegenwart“ schreitet. Diese Metapher deutet auf eine höhere Macht oder eine unausweichliche Entwicklung hin, die über uns wacht und uns lenkt.
Die zweite Strophe vertieft diese Thematik, indem sie die Absicht der Zeit enthüllt: Sie will uns „vorbereiten, ernst“, auf das, was „unabwendbar droht“. Dies ist eine deutliche Anspielung auf den Tod, der als das ultimative Verlustereignis dargestellt wird. Die „Mahnung“ besteht darin, durch die erlebten Verluste in der Gegenwart zu lernen, was uns die Zukunft sicher nehmen wird. Hier wird der Bogen zwischen den kleinen Verlusten, die wir in der Gegenwart erfahren, und dem großen Verlust des Todes gespannt. Die Zeile „Damit du heut‘ entbehren lernst, / Was morgen sicher raubt der Tod“ ist das Kernstück der Mahnung und verdeutlicht die zentrale Botschaft des Gedichts.
Die Sprache des Gedichts ist formal und ernst, passend zum Thema. Die Wahl der Worte und die Reimstruktur (Kreuzreim) unterstreichen die feierliche und mahnende Natur des Textes. Es ist keine fröhliche Betrachtung, sondern eine nüchterne Auseinandersetzung mit der Realität des Todes und der Notwendigkeit, sich darauf einzustellen. Die Verwendung von Begriffen wie „hart“, „Teures“, „droht“ und „raubt“ erzeugt eine Atmosphäre von Ernst und Unvermeidlichkeit.
Insgesamt ist „Mahnung“ ein Gedicht, das uns dazu auffordert, die Vergänglichkeit anzuerkennen und die Verluste, die wir erleiden, als Teil eines größeren Prozesses zu betrachten, der uns auf das unvermeidliche Ende vorbereitet. Es ist eine ernste Reflexion über das Leben, den Verlust und die Akzeptanz des Todes, eingebettet in eine prägnante und formale Sprache.
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Lizenz und Verwendung
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