Logo der Website, Schriftzug "Poesie Oase" mit Palmen umrandet.

Fatale Consequenz

Von

Freunde hast du so viele, wie Tage im Jahre, doch leider
Schließt der Plural hier meistens den Singular aus.

Gedicht als Bild, zum Downloaden und Teilen

Gedicht: Fatale Consequenz von Friedrich Hebbel

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Fatale Consequenz“ von Friedrich Hebbel ist eine pointierte Beobachtung über die Natur menschlicher Freundschaft. Es ist ein Zweizeiler, der in seiner Kürze eine bemerkenswerte Tiefe entfaltet und eine bittere Wahrheit über die Beschaffenheit sozialer Beziehungen aufdeckt. Die Stärke des Gedichts liegt in seiner präzisen Formulierung und der überraschenden Wendung, die es im zweiten Vers nimmt.

Der erste Vers beschreibt eine vermeintlich erfreuliche Situation: „Freunde hast du so viele, wie Tage im Jahre“. Diese Aussage suggeriert eine Fülle an Gesellschaft und Unterstützung, was auf den ersten Blick positiv erscheint. Die Metapher der „Tage im Jahre“ deutet auf eine große Anzahl an potenziellen Freunden hin, was den Eindruck von Reichhaltigkeit und sozialem Erfolg verstärkt. Der Leser wird in eine optimistische Erwartungshaltung versetzt, in der Freundschaft als etwas Selbstverständliches und Überflussiges dargestellt wird.

Die bittere Pointe offenbart sich jedoch im zweiten Vers: „doch leider / Schließt der Plural hier meistens den Singular aus.“ Hier wird die anfängliche Euphorie abrupt durch die Einschränkung gebrochen. Die Verwendung von „leider“ unterstreicht die negative Konsequenz. Die Aussage, dass der Plural (die vielen Freunde) den Singular (den einen wahren Freund, die einzelne tiefe Beziehung) ausschließt, ist eine kritische Anmerkung. Sie legt nahe, dass eine Vielzahl von Bekanntschaften nicht automatisch zu echter, tiefgründiger Freundschaft führt. Vielmehr impliziert der Vers, dass eine große Anzahl an „Freunden“ oft die Fähigkeit zur Entwicklung individueller, enger Beziehungen beeinträchtigt.

Hebbel nutzt hier eine einfache, aber effektive Sprache, um eine komplexe Wahrheit auszudrücken. Die Gegensätze – viele versus einer, Glück versus Bedauern – erzeugen eine Spannung, die den Leser zum Nachdenken anregt. Die Kürze des Gedichts verstärkt seine Wirkung, da es dem Leser keine Möglichkeit gibt, sich vor der scharfen Kritik zu verstecken. Es ist eine prägnante Reflexion über die Oberflächlichkeit sozialer Beziehungen und die Schwierigkeit, in einer Welt voller Bekanntschaften echte Verbundenheit zu finden.

Weitere Informationen

Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.

Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.