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Die treuen Brüder

Von

Es sind zwei treue Brüder,
Die ziehn in den Streit hinaus,
Noch reden sie hin und wieder,
Da schmettert′s den einen darnieder,
Der andre sieht′s mit Graus.

Der Bruder in seinem Blute
Erregt ihm bittern Schmerz;
Daß ihn der Tod ereilte,
Bevor er den Kampf noch teilte,
Zerreißt ihm ganz das Herz.

Der Sterbende blickt freundlich
Noch einmal auf zu ihm,
Dann greift er, als wär′ er der alte,
Zur Büchse, die noch nicht knallte,
Drückt ab mit Ungestüm.

Nun bricht er wieder zusammen
Und lächelt, und ist tot. –
Der andre, als er sich wandte,
Sah einen Feind im Sande,
Des Kugel ihm gedroht.

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Gedicht: Die treuen Brüder von Friedrich Hebbel

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Die treuen Brüder“ von Friedrich Hebbel schildert eine Szene von unerschütterlicher Brüderlichkeit und Aufopferung inmitten des Krieges. Die schlichte Sprache und der klare Rhythmus erzeugen eine unmittelbare Wirkung, die das tragische Geschehen in den Vordergrund rückt. Die Kürze des Gedichts verstärkt die Intensität der Emotionen und lässt Raum für die Vorstellungskraft des Lesers, die die dargestellten Gefühle nachempfinden kann.

Die erste Strophe etabliert die Situation: Zwei Brüder ziehen gemeinsam in den Kampf. Der jähe Tod des einen Bruders durch einen gegnerischen Schuss löst beim Überlebenden zunächst Entsetzen und Schmerz aus. Die zweite Strophe vertieft diese Gefühle. Der Anblick des im Blut liegenden Bruders ist qualvoll, und der Gedanke, den Kampf nicht gemeinsam erlebt zu haben, zerbricht dem Überlebenden das Herz. Hier wird das Ausmaß der Liebe und Verbundenheit deutlich, die über den Tod hinausgeht.

Die dritte Strophe markiert den Höhepunkt der Tragödie. Der sterbende Bruder, trotz seiner eigenen Verletzung, blickt seinen Bruder freundlich an, greift dann nach dessen Waffe und feuert sie im letzten Aufbäumen ab. Diese Geste der Selbstaufopferung, die den Überlebenden schützen soll, ist ein berührendes Beispiel für bedingungslose Liebe und Loyalität. Die letzte Strophe offenbart die Konsequenz dieses Opfers: Der Überlebende wird durch den Schuss gerettet, der Gegner im Sand liegend vorgefunden.

Das Gedicht verwendet eine einfache, aber wirkungsvolle Symbolik. Der Kampf steht für die Widrigkeiten des Lebens, die Brüder für die Verbundenheit, die selbst im Angesicht des Todes Bestand hat. Die Freundlichkeit im Blick des Sterbenden und sein letzter Akt unterstreichen die ergreifende Botschaft des Gedichts: wahre Liebe und Brüderlichkeit überwinden selbst den Tod. Die klare Struktur, die kurzen Sätze und die eindringlichen Bilder machen „Die treuen Brüder“ zu einem bewegenden Zeugnis menschlicher Stärke und Opferbereitschaft.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.