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Zuruf an die Gegend von Rom

Von

Sey mit stürzenden Thränen der Freude gegrüßt,
Was auch fern vor der Seele mir stand,
Wo sich kühner der Keim der Gedanken erschließt,
O du altes Saturnisches Land,
Wo die heilige Höh′ und die wallende Fluth
Mir entzünden und kühlen die sehnende Gluth,
Die nach dir ich im Busen empfand.

Wem im Busen das Herz, in dem Herzen der Geist
Sich erhebet zum höheren Seyn;
Wem sich tiefer der Quell der Gedanken ergeußt,
O wie fröhlich kann der hier gedeih′n!
Stürzt die WeIt auch in stäubende Trümmer dahin,
Im Unendlichen schwebet der geistige Sinn,
Und verschmäht den betrüglichen Schein!

Was da war, was noch ist, und was werden einst kann.
Das erscheinet dem sinnenden Blick!
Wenn sich löset der vielfach umkreisende Bann,
Und einst Nemesis kehret zurück!
Mit der Rechten schwingt sie die Geißel empor,
Treibt aus finsterer Nacht die Verbrecher hervor,
Und befreit das gefesselte Glück!

Gedicht als Bild, zum Downloaden und Teilen

Gedicht: Zuruf an die Gegend von Rom von Friederike Sophie Christiane Brun

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Zuruf an die Gegend von Rom“ von Friederike Sophie Christiane Brun ist eine Huldigung an die antike Stadt und eine Reflexion über die Kraft des Geistes und der Gedanken. Es beginnt mit einem Ausruf der Freude und Begrüßung an Rom, welches als das „alte Saturnische Land“ bezeichnet wird. Die Dichterin verbindet ihre Emotionen, die „stürzenden Tränen der Freude“, mit der Erkenntnis, dass dort, in Rom, der „Keim der Gedanken“ sich kühn entfaltet. Diese einleitenden Verse etablieren eine Verbindung zwischen der äußeren Landschaft und der inneren Welt, indem sie die physische Umgebung als Quelle der Inspiration und des spirituellen Erwachens darstellen.

Im zweiten Abschnitt geht es um die Potenzial, das in Rom für Individuen liegt, die nach höherem Streben. Hier wird betont, dass das „Herz“ und der „Geist“ sich erheben können, was ein Gefühl der Erhebung in der Seele auslöst. Die Dichterin hebt die Fähigkeit hervor, dass die Gedanken in diesem Raum „tiefer fließen“ können, was das Wachstum und die Entwicklung der intellektuellen Fähigkeiten unterstützt. Der Vers „Stürzt die Welt auch in stäubende Trümmer dahin, / Im Unendlichen schwebet der geistige Sinn“ hebt die Unvergänglichkeit des Geistes hervor, der über die irdische Zerstörung und Vergänglichkeit hinaus Bestand hat. Dies untermauert die Idee, dass Rom nicht nur ein Ort, sondern auch ein Symbol für die Ewigkeit des Denkens und der geistigen Kraft ist.

Der letzte Teil des Gedichts nimmt eine tiefere philosophische Wendung. Es wird ein Ausblick auf die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft gewährt. Die Erwähnung von „Nemesis“ (der griechischen Göttin der Vergeltung) deutet auf eine Auseinandersetzung mit Gerechtigkeit und moralischer Verantwortung hin. Nemesis schwingt die „Geißel empor“, um „Verbrecher“ aus der „finsteren Nacht“ zu treiben und das „gefesselte Glück“ zu befreien. Dies deutet auf die Vorstellung einer moralischen Ordnung und die Hoffnung auf Erlösung hin, die durch die Beschäftigung mit der Geschichte und Kultur Roms angeregt wird. Das Gedicht schließt mit einem optimistischen Ausblick auf die Wiederherstellung von Gerechtigkeit und Glück.

Insgesamt feiert das Gedicht Rom als einen Ort, der nicht nur die Freude der Natur und die Schönheit der Landschaft bietet, sondern auch die Quelle für geistige und intellektuelle Erneuerung ist. Es bekräftigt das Vertrauen in die Kraft des menschlichen Geistes, der in der Lage ist, über die Vergänglichkeit der Welt hinauszugehen und die Ewigkeit des Denkens zu erfassen. Durch die Verbindung von Natur, Geschichte, Philosophie und Moral wird Rom in diesem Gedicht zu einem Raum der Inspiration und Hoffnung, in dem die Seele Erfüllung finden kann.

Weitere Informationen

Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.

Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.