Wie die Sprache so schön das Vermählungsfest und so weise genannt hat: die Hochzeit!
 Denn am heutigen Tag in der That auf den Höhn des Lebens erscheinet dies Par uns.
 Doch das Fest, es verrauscht, und die Rosen verblüh′n und es welkt auch die grünende Myrthe.
 Nur Ein Zauber vermag das vergängliche Glück in ein dauerndes weihend zu wandeln:
 Der Zauber, er liegt in der eigenen Brust der Vermählten verwahrt und geborgen:
 Wer im Staube des Pfads durch die lärmende Welt zu den Sternen richtet das Auge,
 Zu den Sternen, die still in stets leuchtendem Glanz auf den ewigen Bahnen dahinzieh′n, –
 Der empfängt in der Brust den gesegneten Glanz, der das Glück unvergänglich ihm weihet,
 Dann bestehet die Lieb′, und die Freude gedeiht, und der Friede waltet am Herde,
 Wo ein Par sich gelobt am geschmückten Altar nur den Idealen zu dienen,
 Denn die Sterne der Menschen auf Erden, sie sind es, die ewigen Ideale.
 Drum wünscht der Poet, daß der Sternendienst von Euch Beiden treulich gepflegt wird,
 Daß das Schöne zumal und die Muse der Kunst an dem Herd Euch dauernd verweile:
 Dann in »prästabilirter Harmonie« durch das Leben werdet Ihr wandern,
 Wie am Himmel dahin der melodische Gang der Gestirne nach ewigen Rhythmen.
Zur Hochzeit eines Sternkundigen
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Kurze Interpretation des Gedichts
Das Gedicht „Zur Hochzeit eines Sternkundigen“ von Felix Dahn ist eine feierliche Gratulation an ein frisch vermähltes Paar, die auf metaphorische Weise eine Verbindung zwischen der Ehe und der Beobachtung der Sterne herstellt. Es beginnt mit der Feststellung, dass die Hochzeit ein bedeutendes Ereignis im Leben darstellt. Die Verwendung von Begriffen wie „Vermählungsfest“ und „Hochzeit“ etabliert einen feierlichen Ton, der die Wichtigkeit des Anlasses unterstreicht. Gleichzeitig wird die Vergänglichkeit irdischen Glücks thematisiert, indem auf das Verblühen der Rosen und der Myrthe hingewiesen wird.
Der Kern der Botschaft liegt in der Vorstellung, dass wahres, dauerhaftes Glück durch die Hinwendung zu Idealen und der Betrachtung der Sterne erreicht werden kann. Der Dichter betont die Bedeutung der „eigenen Brust der Vermählten“, in der ein „Zauber“ ruht, der vergängliches Glück in ein ewiges verwandelt. Dieser Zauber ist die Orientierung an den „Sternen“ – hier symbolisch für Ideale, die das Paar in ihrem Leben verfolgen soll. Die „Sterne der Menschen auf Erden“ stehen für ewige Ideale, denen die Eheleute dienen sollen. Durch die treue Pflege dieser Ideale, insbesondere der Schönheit und der Kunst, wird das Glück unvergänglich.
Das Gedicht verwendet eine Reihe von Bildern und Metaphern, um seine Botschaft zu vermitteln. Die Sterne stehen für Beständigkeit und ewige Rhythmen, während die Ehe durch die Beobachtung der Sterne mit einer „prästabilierten Harmonie“ verglichen wird. Dies deutet auf eine harmonische und vorherbestimmte Ordnung im Leben des Paares hin, die durch die gemeinsame Ausrichtung auf Ideale entsteht. Die Bilder der Kunst und der Muse deuten auf die Wichtigkeit kultureller und schöpferischer Aktivitäten hin, die das Leben bereichern können.
Der Poet wünscht dem Paar, dass sie ihre Ideale treu pflegen, damit Freude, Liebe und Frieden in ihrem Heim Einzug halten. Das Gedicht ist somit nicht nur eine Gratulation, sondern auch eine Ermahnung, die Ehe mit einer inneren Haltung der Hingabe an Ideale und Werte zu bereichern. Die Verwendung der Worte „Friede“, „Freude“ und „Liebe“ verleiht der Botschaft eine hoffnungsvolle Note. Das Gedicht schließt mit einer Vision, in der das Paar harmonisch durch das Leben wandert, ähnlich den Sternen am Himmel, die in ewigen Rhythmen ihre Bahnen ziehen.
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