Zum Geburtstage meiner Herrin
Karlsruhe, am 25. Jänner 1814.
Willkommen mir im jungen Jahr,
Du schönster Schmuck der Erde!
Schließ auf die Augen fromm und klar,
Daß mir es Morgen werde.
Drei Güter hat die milde Hand
Der Vorsicht mir gegeben:
Die Freiheit und das Vaterland,
Um dich, mein holdes Leben!
Wie glänzen in der Freiheit Strahl
Die Thäler und die Höhen!
Wie wird mein freundliches Gemahl
In ihnen sich ergehen!
Der Frühling sendet schon den Hauch,
Die Welt will sich verjüngen;
Drum will ich, süße Herrin, auch
Nun pflanzen, schaffen, singen.
Die Waffen leg′ ich willig ab,
Geführt zu Deutschlands Ehren;
In Muschelhut und Pilgerstab
Will dich dein Ritter ehren.
Dann wandern wir Land aus, Land ein
Dem Guten nach, dem Schönen,
Und sehen in der Stadt am Main
Den deutschen Kaiser krönen!
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Kurze Interpretation des Gedichts
Das Gedicht „Zum Geburtstage meiner Herrin“ von Max von Schenkendorf ist eine Liebeserklärung, die mit patriotischen und naturverbundenen Elementen verwoben ist. Es entstand 1814, einer Zeit des Umbruchs und der Hoffnung auf nationale Einheit, was die Botschaft des Gedichts stark prägt. Schenkendorf gratuliert seiner „Herrin“ zum Geburtstag und verbindet dies mit der Freude über das neue Jahr, der Freiheit und der Liebe zum Vaterland.
Die ersten beiden Strophen setzen den Ton des Gedichts. Der Autor begrüßt das neue Jahr und die Geliebte als „schönster Schmuck der Erde“. Er verbindet die Ankunft des Frühlings mit der Hoffnung auf eine glückliche Zukunft, wobei die „frommen und klaren“ Augen der Geliebten symbolisch für den Beginn eines neuen, hoffnungsvollen Tages stehen. Er dankt der „milden Hand der Vorsicht“ für drei Güter: Freiheit, Vaterland und die geliebte Frau. Diese Aufzählung zeigt, wie eng der Autor seine persönliche Liebe mit politischen und ideellen Werten verbindet.
In den folgenden Strophen entfaltet sich diese Verknüpfung weiter. Die „Freiheit“ und das „Vaterland“ werden durch das glänzende Licht der Natur romantisch dargestellt. Die Geliebte wird zur „Gemahlin“ und die Natur zum Raum, in dem sie sich „ergehen“ kann. Der Autor verbindet die Freude über die Natur mit der Hoffnung auf die Zukunft. Er plant, „zu pflanzen, schaffen, singen“ – ein Ausdruck des Schaffensdrangs, der in dieser Zeit der Befreiungskriege weit verbreitet war.
Die letzten beiden Strophen zeigen die Verbindung von Liebe und patriotischer Begeisterung. Der Autor legt „willig“ die Waffen ab, die er „zu Deutschlands Ehren“ getragen hat, und wendet sich nun dem „Muschelhut und Pilgerstab“ zu, um seine Geliebte als „Ritter“ zu ehren. Die gemeinsame Wanderung durch das Land symbolisiert die Suche nach dem Guten und Schönen sowie die Hoffnung auf die Einigung Deutschlands, die durch die Vision der Kaiserkrönung in Frankfurt am Main ausgedrückt wird. Das Gedicht ist somit ein Spiegelbild der romantischen Ideale der Zeit, die Liebe, Natur, Freiheit und Vaterland zu einer Einheit verschmelzen.
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Lizenz und Verwendung
Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.