Zum Geburtstag seiner Hausfrau 1814
Drei Güter hat die milde Hand
Der Vorsicht mir gegeben:
Die Freiheit und das Vaterland,
Und dich geliebtes Leben!
Wie glänzen in der Freiheit Strahl
Die Thäler und die Höhen!
Wie wird mein freundliches Gemahl
In ihnen sich ergehen!
Der Frühling sendet schon den Hauch,
Die Welt will sich verjüngen,
O laß mich, schöne Herrin, auch
Nun reuten, schaffen, singen!
Nun hat die deutsche Heldenkraft
Erkämpft die deutschen Ehren,
Nun soll erst fromme Pilgrimschaft
Uns rechte Lust gewähren.
Gott wolle dir, geliebtes Weib,
Zur Lust von späten Jahren,
Den ewig blüh′nden süßen Leib,
Die blüh′nde Seele sparen.
Wir ziehen froh Land aus, Land ein
Dem Guten nach und Schönen,
Und sehen in der Stadt am Main
Den deutschen Kaiser krönen!
Gedicht als Bild, zum Downloaden und Teilen

Kurze Interpretation des Gedichts
Das Gedicht „Zum Geburtstag seiner Hausfrau 1814“ von Max von Schenkendorf ist eine Liebeserklärung, die mit der politischen und gesellschaftlichen Situation des Jahres 1814 verwoben ist. Es ist eine Huldigung an die Ehefrau, die als „geliebtes Leben“ bezeichnet wird, und spiegelt die Freude und den Optimismus wider, die nach den Befreiungskriegen in Deutschland aufkamen. Das Gedicht feiert die Freiheit, das Vaterland und die Liebe, wobei die Ehefrau als zentrale Figur im Leben des Dichters dargestellt wird.
Die Struktur des Gedichts ist durch einen klaren Aufbau gekennzeichnet: Zuerst werden die drei wichtigsten Güter des Lebens genannt – Freiheit, Vaterland und die Ehefrau. Der Dichter verbindet diese Elemente miteinander, indem er die Freiheit und das Vaterland als die Grundlage für das Glück und die Freude sieht, die durch die Liebe zu seiner Frau verstärkt werden. Die zweite Strophe beschreibt die Schönheit der Natur und die Freude, die seine Frau in dieser Umgebung empfinden wird. Dies deutet auf eine tiefe Verbundenheit mit der Natur und eine gemeinsame Wertschätzung für die Schönheit der Welt hin. Die dritte Strophe ist ein Aufruf zur Erneuerung, der vom Frühling und der Wiedergeburt der Welt inspiriert ist und die Erwartung eines neuen Lebensabschnitts für das Paar widerspiegelt.
Die politischen Anspielungen im Gedicht sind subtil, aber bedeutsam. Die „deutsche Heldenkraft“ und die Rückgewinnung der „deutschen Ehren“ beziehen sich auf die Napoleonischen Kriege und die Befreiung Deutschlands. Schenkendorf, ein Anhänger der deutschen Romantik, verbindet die patriotische Freude über die militärischen Erfolge mit der Hoffnung auf eine bessere Zukunft und eine gemeinsame, freudvolle Pilgerreise. Der Wunsch nach einer „frommen Pilgrimschaft“ deutet auf eine Rückbesinnung auf traditionelle Werte und die Bedeutung von Moral und Tugend hin, die für ein erfülltes Leben wichtig sind.
In der abschließenden Strophe wird der Wunsch nach einem langen und glücklichen Leben für seine Frau ausgedrückt, wobei ihre körperliche Schönheit und ihre Seele als kostbare Güter hervorgehoben werden. Die Erwähnung der Krönung des deutschen Kaisers am Main in der letzten Strophe verbindet die persönliche Freude mit dem politischen Triumph und verdeutlicht die Einheit von privatem Glück und nationalem Stolz. Das Gedicht ist somit ein Ausdruck des Optimismus und der Hoffnung, der in der Zeit nach den Befreiungskriegen in Deutschland herrschte, und eine Hommage an die Liebe und die Familie als Fundament eines erfüllten Lebens in einer neuen, freien Nation.
Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.
Lizenz und Verwendung
Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.