Logo der Website, Schriftzug "Poesie Oase" mit Palmen umrandet.
, , , , , , , ,

Zum Geburtstag meiner Schwester

Von

Schwebe, Du schwirrende,
Schwarz-schwingige Schwalbe,
Zur schönen Schwester:
Des Bruders bist Du
Und Baldurs Botin:
Gern gönnt sie Dir Gastrecht:
Frühling erfreut sie. –
War′s doch ein wonniger,
Sonniger Sonntag
In mildestem Märzen:
Falter flogen,
Behende Bienen
Im grünenden Garten:
In Hecken hüpfte
Süßen Gesanges
Die braune Brunelle
Und, am Springbrunn spielend,
Rief Rothkehlchen,
Seit lange mein Liebling,
Sein lieblich lautendes Lied.

Da kam mir die Kunde:
»Laß nun die Lanze!
Hebe den Helm ab«: –
Denn, ein Ritter, rannt′ ich,
Durch′s Gefild im Gefecht
Mit unendlichen Feinden! –
»Komm′ in die Kammer:
Es brachten dem Bruder
Ein schwarzes Geschwister
Schwirrende Schwalben.«

Seither sind mir
Nahe genachbart
Dicht in Gedanken
Schwester und Schwalbe!

Schwarz, schwebsam und schlank,
Auch – verhalten – heftig
Und geschwind wie die Schwalben
Schien stets mir die Schwester.
Und vielfach verflocht ich
Mit Frühling und Freuden
Des Lenzes das liebe,
Bräunliche Bild. –

Und so soll Dir selbst in der Seele
Leben leuchtender Lenz:
Jauchzender Jugend
Hochherrlicher Herzschlag
Und Dichtung Dir dauern,
Auch wann der Winter
Des Alters einst
Schnee dir schneite
Auf den schwarzen Scheitel,
Schönste der Schwalben. –

Gedicht als Bild, zum Downloaden und Teilen

Gedicht: Zum Geburtstag meiner Schwester von Felix Dahn

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Zum Geburtstag meiner Schwester“ von Felix Dahn ist eine liebevolle Hommage an die Schwester des Dichters, verpackt in bildreicher Sprache und Frühlingssymbolik. Es beginnt mit einer Anrufung der Schwalbe, die als Botin des Bruders zur Schwester geschickt wird. Diese Schwalbe, ein Symbol für Schnelligkeit und Freiheit, verkörpert die Botschaft des Dichters an seine Schwester. Die Beschreibung eines frühlingshaften Sonntags, mit summenden Bienen, hüpfenden Vögeln und einem spielenden Rothkehlchen, erzeugt eine Atmosphäre der Freude und Leichtigkeit, die das Gedicht durchzieht.

Der zweite Teil des Gedichts markiert eine Zäsur, als die Nachricht eintrifft, dass die Schwester Geburtstag hat. Der Dichter, der zuvor wie ein Ritter in einem Kampf gegen „unendliche Feinde“ kämpfte, wird nun aufgefordert, die „Lanze“ niederzulegen und den „Helm abzunehmen“. Diese Metaphern deuten auf die Herausforderungen und den Kampf des Lebens hin, von denen er nun abgelenkt wird, um sich der Feier seiner Schwester zu widmen. Die Ankunft der Schwalben, die die Nachricht überbringen, verbindet die Schwester erneut mit dem Symbol der Freiheit und der Freude, die im Frühling gefunden werden.

Die zentrale Metapher des Gedichts ist die Verbindung zwischen der Schwester und der Schwalbe. Der Dichter assoziiert seine Schwester mit den Eigenschaften der Schwalbe: Schwarz, schlank, aber auch „verhalten – heftig“ und „geschwind“. Er verwebt die Schwester mit dem Frühling und dessen Freuden, was ihre Jugendlichkeit und Vitalität unterstreicht. Diese Verbindung wird durch die bildhafte Sprache des Gedichts verstärkt, die das „bräunliche Bild“ des Frühlings in Verbindung mit der Schwester darstellt.

Das Gedicht gipfelt in einem Wunsch für die Schwester, dass der „leuchtende Lenz“ in ihrer Seele andauern möge. Der Dichter wünscht ihr „jauchzender Jugend“ und „Dichtung“, die sie begleiten sollen, auch wenn der „Winter des Alters“ kommt. Dies ist ein Ausdruck der tiefen Liebe und des Wunsches nach anhaltender Freude und Kreativität im Leben der Schwester. Das Gedicht ist somit nicht nur eine Geburtstagsgratulation, sondern auch eine feierliche Zusage, die Schwester durch die Symbolik des Frühlings und der Schwalbe zu feiern und ihre Lebensfreude zu preisen.

Weitere Informationen

Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.

Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.