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Zukunft

Von

Wie auf ausgespannten Sturmesschwingen
Eilt der Augenblick! – Den Flug der Zeit
Hemmt kein Wunsch; des Herzens bange Stunden
Schwinden hin, wie seine Seligkeit!

Weh den Armen, dessen trüben Sinnen
Der Sekunge Glück vergebens blüht,
Dem beim leisen Frühlingswehn der Freude
Nicht entzückt die blasse Wange glüht!

Denn ach! bald verrauscht wie Morgenträume
Unser Leben und der Vorhang sinkt.
Wir erwachen; – neue fremde Szenen
Warten unser, wo kein Leitstern winkt.

Welche dunkle, unbekannte Gegend
Jenes fremden Landes, wo noch nie,
Nie ein Pilger wiederkehrte, müssen
Wir durchwandeln? Wer beschreibt uns sie?

Ewigkeit! Vernichtung! – zwischen beiden
Bleibt der Sterbliche betroffen stehn,
Harrt, daß ihm an der Erfahrung Grenze
Soll ein höh´rer Strahl entgegenwehn.

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Gedicht: Zukunft von Sophie Friederike Brentano

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Zukunft“ von Sophie Friederike Brentano ist eine melancholische Reflexion über die Unaufhaltsamkeit der Zeit, die Vergänglichkeit des menschlichen Lebens und die Ungewissheit der Zukunft. Es thematisiert die rasche Verflüchtigung des gegenwärtigen Moments und die daraus resultierende Angst vor dem Unbekannten, insbesondere im Hinblick auf den Tod und das, was danach kommt.

Die ersten beiden Strophen beschreiben die rasche Bewegung der Zeit und die flüchtige Natur des Glücks. Der „Augenblick“ eilt „wie auf ausgespannten Sturmesschwingen“ dahin, und das Gedicht betont die Unfähigkeit des Menschen, den Lauf der Zeit aufzuhalten oder die Vergänglichkeit des Glücks zu leugnen. Wer die Freuden des gegenwärtigen Momentes nicht wahrnimmt und sich nicht von ihnen begeistern lässt, wird mit Bedauern zurückblicken, wenn die Zeit wie „Morgenträume“ vorübergezogen ist. Hier wird eine Warnung ausgesprochen: Genieße das Leben, solange du es kannst.

Die dritte und vierte Strophe lenken den Blick auf die Ungewissheit der Zukunft und die Unvermeidlichkeit des Todes. Das Leben wird als ein „Vorhang“ beschrieben, der sinkt, wodurch eine „neue fremde Szene“ beginnt, in der es keinen „Leitstern“ gibt, der uns führt. Diese Metapher deutet auf die Angst vor dem Unbekannten hin, insbesondere vor dem, was nach dem Tod geschieht. Die Beschreibung „welche dunkle, unbekannte Gegend“ die Sterblichen erwartet, unterstreicht die Unsicherheit und das Unwissen über das, was nach dem irdischen Leben kommt.

Die letzte Strophe bringt das Gedicht zu einem Schluss, der die Dichotomie zwischen „Ewigkeit“ und „Vernichtung“ aufgreift. Der „Sterbliche“ steht zwischen diesen beiden Konzepten, hilflos und betroffen. Die Sehnsucht nach einer Offenbarung oder einem Zeichen, ein „höh´rer Strahl“, der ihm am „Erfahrung Grenze“ entgegenweht, zeigt die Hoffnung des Menschen auf eine Antwort oder eine göttliche Führung, um die Angst vor dem Unbekannten zu überwinden. Das Gedicht schließt mit einem Gefühl der Unsicherheit und des Wartens, das die menschliche Erfahrung des Lebens, Sterbens und der Suche nach Sinn in der Unendlichkeit widerspiegelt.

Weitere Informationen

Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.

Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.