Berauscht euch! Nur berauscht
lässt sich dies Leben leben –
berauscht von Geist und Blut und Reben,
berauscht von Licht und Dunkelsein!
Sauft doch das Leben –
das Leben selbst ist Wein!

Abschied
- Gemeinfrei
- Liebe & Romantik
- Unschuld
Berauscht euch! Nur berauscht
lässt sich dies Leben leben –
berauscht von Geist und Blut und Reben,
berauscht von Licht und Dunkelsein!
Sauft doch das Leben –
das Leben selbst ist Wein!
Das Gedicht „Berauscht“ von Wolfgang Borchert ist ein leidenschaftlicher Aufruf zur intensiven und grenzenlosen Erfahrung des Lebens. Die wiederholte Aufforderung „Berauscht euch!“ ist nicht nur eine Empfehlung, sondern fast eine Forderung, die den Leser in den Bann zieht und zu einer aktiven Teilnahme am Leben anregt. Der Begriff „berauscht“ wird hier vielfältig genutzt – nicht nur im Sinne von Alkoholkonsum, sondern als Metapher für das Genießen des Lebens in seiner vollen Intensität.
Die Aufzählung „berauscht von Geist und Blut und Reben“ zeigt eine Verbindung von geistiger Erhebung, körperlicher Vitalität und den symbolischen, sinnlichen Genüssen des Lebens, die im Bild des Weins und der Reben zusammenfließen. Der Wein als Symbol des Lebensgenusses steht hier für die Kraft, die in der Hingabe an das Leben selbst liegt. Es ist eine Einladung, sich von den Höhen und Tiefen des Lebens leiten zu lassen, als ob das Leben selbst der „Wein“ sei, den man in vollen Zügen trinken sollte.
Die Verwendung von „Licht und Dunkelsein“ deutet auf die Ambivalenz des Lebens hin – es sind sowohl die hellen, freudigen Momente als auch die dunklen, schmerzhaften Erfahrungen, die das Leben ausmachen und die es zu einem intensiven Erlebnis machen. In diesem Kontext fordert Borchert den Leser zu einer Akzeptanz beider Seiten des Lebens auf. Es geht nicht nur um den Genuss des Schönen, sondern auch um die Anerkennung der Schattenseiten, die das Leben ebenso prägen.
Schließlich wird das Leben selbst als „Wein“ beschrieben, was eine starke Bildhaftigkeit erzeugt und gleichzeitig die Vergänglichkeit und den Genuss des Augenblicks thematisiert. Das Gedicht fordert zu einer existenziellen Lebendigkeit auf, bei der jeder Moment in seiner Intensität und Einzigartigkeit genossen werden soll. Die fast tranceartige Wiederholung des Aufrufs „Sauft doch das Leben“ verstärkt den Eindruck eines ekstatischen Aufrufs, das Leben in seiner vollen Kraft zu erfahren.
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