Das war ein letzter Kuss am Kai –
vorbei.
Stromabwärts und dem Meere zu
fährst du.
Ein rotes und ein grünes Licht
entfernen sich…
Das war ein letzter Kuss am Kai –
vorbei.
Stromabwärts und dem Meere zu
fährst du.
Ein rotes und ein grünes Licht
entfernen sich…
Das Gedicht „Abschied“ von Wolfgang Borchert ist ein eindrucksvolles, knappes Bild eines Abschieds, das die Gefühle des Verlusts und der Trennung auf eine sehr einfache, aber eindringliche Weise darstellt. Der erste Vers, „Das war ein letzter Kuss am Kai – / vorbei“, markiert das endgültige Ende eines Moments, der zuvor eine gewisse Intimität und Nähe verkörperte. Der Kuss, der als Zeichen der Verbundenheit und Zuneigung steht, wird als „letzter“ bezeichnet, was den endgültigen Abschied und die Unumkehrbarkeit des Moments betont. Der kurze, prägnante Abschluss „vorbei“ unterstreicht die Endgültigkeit und den Verlust.
Der zweite Vers, „Stromabwärts und dem Meere zu / fährst du“, symbolisiert die Trennung des lyrischen Ichs von der Person, die sich entfernt. Das Bild des Fahrens „stromabwärts“ und „dem Meere zu“ verstärkt das Gefühl einer Reise ohne Rückkehr. Der Fluss, der dem Meer zustrebt, kann als Metapher für das Leben selbst oder für eine Veränderung interpretiert werden, die unumkehrbar ist. Es stellt den fortschreitenden, unaufhaltsamen Fluss der Zeit dar, der den Abschied aus der Welt des Bekannten und Vertrauten hin zu einer unbekannten Zukunft bedeutet.
Die letzten beiden Zeilen – „Ein rotes und ein grünes Licht / entfernen sich…“ – setzen das Bild des Abschieds fort, indem sie das Licht als Symbol für Orientierung und Richtung verwenden. Das rote und grüne Licht, das für unterschiedliche Bedeutungen (z. B. für Halt und für Bewegung) steht, zeigt die fortschreitende Entfernung der Person, die nun aus dem Blickfeld des lyrischen Ichs verschwindet. Diese Lichter, die sich immer weiter entfernen, symbolisieren den Verfall von Nähe zu Distanz und die allmähliche Entfremdung, die mit dem Abschied verbunden ist.
Insgesamt vermittelt Borchert in „Abschied“ in wenigen Worten eine intensive emotionale Erfahrung des Verlustes und der Trennung. Durch die knappen, fast lapidaren Beschreibungen wird die endgültige Trennung und die Stille, die mit dem Abschied einhergeht, stark betont. Das Gedicht lässt den Leser mit einem Gefühl der Wehmut und des Loslassens zurück, das sowohl die Traurigkeit des Moments als auch die Akzeptanz des Unausweichlichen spiegelt.
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