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Wo werd ich hingerücket?

Von

Mel. Auf! auf mein Herz mit Freuden.
Wo werd ich hingerücket?
Wohin gelange ich?
Wie? ist mein Geist entzücket?
O Jesu! seh ich dich?
Ja! ja! hier ist gewiß
Das schöne Paradieß;
Hier ist der Himmels-Saal;
Hier hält man Gottes Mahl.

Was hör ich dorten klingen?
O was vernehm ich hier!
O unaussprechlich Singen!
Ich bin ganz auser mir.
O unaussprechlich Wort
Vor dieser Gnaden-Pfort!
O Freude! die kein Mann
Jemahls beschreiben kan.

Ich bin mit Glanz erfüllet,
Drum blick ich Himmel- auf,
Zu dem, der Thränen stillet;
Nach Salem steht mein Lauf.
Ich eile durch die Luft
Zu dem, der droben ruft.
Ich lasse diese Bahn,
Und blick den Himmel an.

Drum eil ich nun von hinnen,
Und säume weiter nicht,
Mein Lauf ist nach den Zinnen
Der Himmels-Burg gericht.
Komm Tod und hole mich!
So bleib ich ewiglich
Mit meinem Geist und Sinn
Da, wo ich jetzo bin.

O Blick! o Wunder schauen!
Das alle Pracht verstöhrt.
Ich geh auf Salems Auen,
Wo sich die Lust vermehrt.
Hier wohnt der Himmels-Fürst,
Nachdem mich längst gedürst:
Ich hab und halt ihn fest,
Weil er sich finden läßt.

O Freude über Freude!
Die meine Seel empfindt.
O Jesu meine Weyde!
Wie liebst du mich dein Kind:
Du zeigst mir deinen Glanz,
Wie auch den Ehren-Kranz,
Den du mir nach der Nacht
Des Todes zugedacht.

Drum fall ich kniend nieder
Vor jenes Lammes Thron,
Und singe Freuden-Lieder
Ich lobe Gottes Sohn,
Den Vater und den Geist.
Die Gottheit wird gepreißt;
Ich stimme wie ich kan
Vor Gott das Heilig! an.

Verstöhrt nicht mein Vergnügen,
Darein mich Christus setzt.
O höchst-beglücktes Siegen!
Das mich allein ergötzt.
Ich ruf: Victoria!
Ich sing: Halleluja!
O Freude über Freud!
O Himmels-Herrlichkeit!

Gedicht als Bild, zum Downloaden und Teilen

Gedicht: Wo werd ich hingerücket? von Sidonia Hedwig Zäunemann

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Wo werd ich hingerücket?“ von Sidonia Hedwig Zäunemann ist eine hymnische, ekstatische Dichtung, die die Erfahrung der Errettung und die Aussicht auf das ewige Leben im Himmel feiert. Es ist ein Loblied auf Gott und Jesus, das die Freude und den Frieden zum Ausdruck bringt, die die Seele des lyrischen Ichs im Angesicht der Erlösung empfindet. Das Gedicht ist reich an religiösen Bildern und Motiven, wie dem Paradies, dem Himmelssaal, der Gottes Mahlzeit, Salem, und dem Thron des Lammes, die alle dazu dienen, die Größe Gottes und die Herrlichkeit des himmlischen Reiches zu beschreiben.

Das Gedicht ist in sieben Strophen unterteilt, die jeweils aus acht Versen bestehen. Jede Strophe beginnt mit einem Ausruf der Freude oder der Begeisterung, gefolgt von einer Beschreibung der himmlischen Erfahrung oder einer Äußerung der Liebe und Dankbarkeit gegenüber Gott. Das lyrische Ich drückt seine Erleichterung über das Loslassen der irdischen Welt und seine Vorfreude auf das ewige Leben im Himmel aus. Die Sprache ist überschwänglich und emotional, wobei viele Ausrufe, rhetorische Fragen und wiederholte Wörter wie „O Freude“ und „Halleluja“ verwendet werden, um die Intensität der Gefühle des lyrischen Ichs zu verstärken. Das lyrische Ich erlebt einen Zustand der Glückseligkeit, der es ganz einnimmt und alle irdischen Sorgen vergessen lässt.

Die zentrale Botschaft des Gedichts ist die Hoffnung auf Erlösung und das ewige Leben durch den Glauben an Jesus Christus. Die Verwendung von Begriffen wie „Gnaden-Pfort“, „Ehren-Kranz“ und „Todes zugedacht“ deutet auf eine tiefe Frömmigkeit und ein Vertrauen in die Vergebung Gottes hin. Das Gedicht feiert die Überwindung des Todes und die ewige Vereinigung mit Gott im Himmel. Das lyrische Ich drückt den Wunsch nach dem Tod aus, um in die Gegenwart Gottes einzugehen, und erlebt dies als eine Befreiung und eine Quelle unendlicher Freude. Die wiederholten Verweise auf „Freude“ unterstreichen das Hauptthema des Gedichts, die Freude und Seligkeit, die die Seele im Angesicht Gottes erfährt.

Darüber hinaus kann das Gedicht als eine Form des Trostes und der Hoffnung in schwierigen Zeiten verstanden werden. Zäunemanns Werk, geschrieben in einer Zeit religiöser Veränderungen und Unsicherheiten, bietet dem Leser einen Anker in der Gewissheit des Glaubens und der Verheißung des ewigen Lebens. Das Gedicht ermutigt zur Hingabe an Gott und verspricht einen Zustand der Glückseligkeit, der alle irdischen Schwierigkeiten überwindet. Es ist ein Zeugnis des tiefen Glaubens der Autorin und ein Ausdruck ihrer Hoffnung auf Erlösung und ewiges Leben. Das Gedicht ist damit ein Aufruf an alle, die nach Trost und Sinn suchen, in ihrem Glauben Halt zu finden.

Weitere Informationen

Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.

Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.