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summa summarum

Von

Sag, wie wär es, alter Schragen,
Wenn du mal die Brille putztest,
Um ein wenig nachzuschlagen,
Wie du deine Zeit benutztest.

Oft wohl hätten dich so gerne
Weiche Arme weich gebettet;
Doch du standest kühl von ferne,
Unbewegt, wie angekettet.

Oft wohl kam’s, daß du die schöne
Zeit vergrimmtest und vergrolltest,
Nur weil diese oder jene
Nicht gewollt, so wie du wolltest.

Demnach hast du dich vergebens
Meistenteils herumgetrieben;
Denn die Summe unsres Lebens
Sind die Stunden, wo wir lieben.

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Gedicht: summa summarum von Wilhelm Busch

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Summa summarum“ von Wilhelm Busch ist eine nachdenkliche Reflexion über das Leben und die Bedeutung von Zeit. Der Sprecher wendet sich an eine Person, den „alten Schragen“, und kritisiert auf humorvolle und zugleich ernsthafte Weise deren Lebensweise. Die Aufforderung, „die Brille zu putzen“ und „nachzuschlagen“, deutet darauf hin, dass die angesprochene Person sich von der Welt und den wahren Werten des Lebens abgewandt hat, indem sie nicht auf das Wesentliche geachtet hat. Die Kritik richtet sich gegen die Zeitverschwendung und das Festhalten an ungenutzten Möglichkeiten.

Im zweiten Abschnitt des Gedichts wird die Entfremdung des „alten Schragens“ weiter thematisiert. Obwohl es „weiche Arme“ gibt, die ihn liebevoll aufnehmen würden, bleibt er „kühl von ferne“, was eine Ablehnung oder Unfähigkeit zur Nähe symbolisiert. Die „Unbewegtheit“ und das Gefühl, „angekettet“ zu sein, deuten auf eine starre Haltung im Leben hin – der Sprecher kritisiert das Versäumen von emotionalen Verbindungen und die Unfähigkeit, das Leben in seiner vollen Tiefe zu erfahren. Die Trennung zwischen der potenziellen Liebe und dem selbstgewählten Abstand zeigt die Tragik dieser Existenz.

Der dritte Abschnitt bezieht sich auf die Enttäuschungen, die der „alte Schragen“ erlebt hat, da er sich über Dinge ärgert, die er nicht ändern kann. Das Bild des „Grimmens“ und „Vergrollens“ verweist auf die Frustration, die entsteht, wenn die eigenen Wünsche nicht erfüllt werden. Dies stellt eine kritische Reflexion über das Leben dar, das oft von überzogenen Erwartungen und Missverständnissen geprägt ist. Der „alte Schragen“ hat die Zeit mit unzufriedenen Gedanken und selbst auferlegtem Unglück verbracht.

Die Schlusspointe des Gedichts, dass „die Summe unsres Lebens“ in den „Stunden, wo wir lieben“ besteht, bringt die wahre Weisheit zum Ausdruck. Es wird eine grundlegende Erkenntnis über das Leben und seine wahre Erfüllung vermittelt: Nicht die Erfüllung von egoistischen Wünschen oder das Festhalten an der Vergangenheit sind entscheidend, sondern die Liebe und die zwischenmenschlichen Beziehungen. Das Gedicht stellt fest, dass wahre Lebensqualität nur durch die Fähigkeit entsteht, zu lieben und die Zeit mit bedeutungsvollen Verbindungen zu füllen. Das Versäumnis, dies zu tun, wird als vergeblich und unbefriedigend dargestellt.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.