Denkst du dieses alte Spiel
Immer wieder aufzuführen?
Willst du denn mein Mitgefühl
Stets durch Tränen ausprobieren?
Oder möchtest du vielleicht
Mir des Tanzes Lust versalzen?
Früher hast du’s oft erreicht;
Heute werd ich weiter walzen.
Denkst du dieses alte Spiel
Immer wieder aufzuführen?
Willst du denn mein Mitgefühl
Stets durch Tränen ausprobieren?
Oder möchtest du vielleicht
Mir des Tanzes Lust versalzen?
Früher hast du’s oft erreicht;
Heute werd ich weiter walzen.
Das Gedicht „Denkst du dieses alte Spiel“ von Wilhelm Busch behandelt in seinem typisch humorvollen und doch tiefgründigen Stil ein wiederkehrendes, mühsames Muster in einer Beziehung. Der Sprecher richtet sich an eine andere Person und fragt, ob sie immer wieder dasselbe Spiel spielen möchte, bei dem sie versucht, durch Tränen Mitgefühl oder Mitleid zu erzwingen. Das „alte Spiel“ deutet auf eine wiederholte und vielleicht manipulative Taktik hin, bei der Gefühle oder Emotionen im Spiel sind, um den anderen zu beeinflussen oder zu kontrollieren.
Der Sprecher zeigt hier wenig Geduld für diese Art von Verhalten, was durch den Ausdruck „Stets durch Tränen ausprobieren“ deutlich wird. Die wiederholte Nutzung dieser Methode führt zu einer gewissen Gleichgültigkeit oder Müdigkeit beim Sprecher, der eine gewisse Abwehrhaltung entwickelt hat. Im zweiten Teil des Gedichts wird dies noch klarer, als der Sprecher fragt, ob die andere Person ihm die „Lust des Tanzes“ versalzen möchte. Der Tanz hier könnte als Metapher für die Freude und Leichtigkeit in der Beziehung verstanden werden, die durch das manipulative Verhalten erschwert wird.
Im letzten Vers wird die Haltung des Sprechers endgültig deutlich: „Heute werd ich weiter walzen.“ Dies ist ein Bild für das unbeirrte Weitermachen trotz der Versuche, den Sprecher emotional zu beeinflussen. Anstatt sich in das „Spiel“ einzulassen, entscheidet er sich, weiterzumachen, als ob nichts passiert wäre. Die humorvolle Tonalität des Gedichts, die durch Buschs charakteristischen Stil geprägt ist, lässt jedoch eine gewisse Resignation und Entschlossenheit durchscheinen. Es wird deutlich, dass der Sprecher keine Lust mehr hat, sich auf die wiederholten emotionalen Dramen einzulassen.
Insgesamt spiegelt das Gedicht eine Beziehung wider, in der ein Spiel von Manipulation und emotionale Tests stattfindet. Der Sprecher hat sich emotional distanziert und wendet sich mit einer Mischung aus Humor und Resignation davon ab. Es thematisiert den Wunsch, sich nicht von wiederholten emotionalen Taktiken einfangen zu lassen und stattdessen mit einem unerschütterlichen und selbstbewussten Schritt voranzugehen.
Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.
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