Bewaffneter Friede
Ganz unverhofft auf einem Hügel
sind sich begegnet Fuchs und Igel.
Halt! rief der Fuchs, du Bösewicht!
Kennst du des Königs Order nicht!
Ist nicht der Friede längst verkündigt,
Und weißt du nicht, dass jeder sündigt,
der immer noch gerüstet geht!
Im Namen seiner Majestät,
komm her und übergib dein Fell!
Der Igel sprach: Nur nicht so schnell,
nur nicht so schnell!
Las dir erst deine Zähne brechen,
dann wollen wir uns weitersprechen.
Und also bald macht er sich rund,
zeigt seinen dichten Stachelbund
und trotzt getrost der ganzen Welt,
bewaffnet, doch als Friedensheld.
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Kurze Interpretation des Gedichts
Das Gedicht „Bewaffneter Friede“ von Wilhelm Busch ist eine humorvolle und zugleich tiefgründige Auseinandersetzung mit der Thematik von Frieden und Gewalt. Zu Beginn begegnen sich der Fuchs und der Igel auf einem Hügel, und der Fuchs fordert den Igel auf, sein „Fell“ im Namen des Friedens abzugeben. Der Fuchs scheint den Frieden als eine Art Gesetz zu betrachten, das durch die Autorität des Königs verkündet wurde, und stellt den Igel als potenzielle Bedrohung dar, weil er immer noch „gerüstet“ ist, also Waffen trägt. Die Aufforderung, das „Fell“ zu übergeben, kann als eine Metapher für das Konzept der Kapitulation im Namen des Friedens gesehen werden.
Der Igel jedoch entgegnet dem Fuchs mit einer klugen, aber auch ironischen Antwort. Er fordert den Fuchs auf, sich „seine Zähne brechen“ zu lassen, bevor sie weiter sprechen, was eine humorvolle Wendung darstellt, um die scheinbar „friedliche“ Forderung des Fuchses infrage zu stellen. Der Igel bleibt ruhig und wehrt sich nicht direkt, sondern zeigt lediglich seinen „dichten Stachelbund“, der ihn in seiner Haltung als friedfertigen, aber dennoch schützenden Charakter kennzeichnet. Die „Stacheln“ des Igels symbolisieren seine Verteidigungsbereitschaft und seine Fähigkeit, sich zu wehren, während er gleichzeitig den „Frieden“ aufrechterhält.
Das Gedicht spielt auf den Widerspruch zwischen Frieden und Gewalt an. Der Fuchs fordert im Namen des Friedens die Abrüstung, während der Igel, der sich selbst nicht aufgibt, zu erkennen gibt, dass der wahre Frieden nicht durch einseitige Kapitulation erreicht wird. Vielmehr wird der Igel als „bewaffneter Friedensheld“ dargestellt, der den Frieden durch seine Verteidigungsbereitschaft aufrechterhält und sich nicht von der Autorität des Fuchses oder des Königs unterdrücken lässt. Dies stellt die Vorstellung infrage, dass Frieden nur durch Entwaffnung und Kapitulation erreicht werden kann, und hebt hervor, dass der wahre Friede auch die Möglichkeit der Selbstverteidigung und des Widerstandes beinhaltet.
Die Ironie des Gedichts liegt in der Darstellung des Igels als friedlichen Kämpfer, der seine „Waffen“ in Form von Stacheln zeigt, um sich zu verteidigen, aber dennoch nicht aggressiv handelt. Es ist eine humorvolle Reflexion über die komplexe Natur von Frieden und Konflikt, die zeigt, dass der Begriff des Friedens oft missverstanden oder manipuliert wird, wenn er von den Mächtigen gefordert wird. In der Schlussfolgerung bleibt der Igel als eine Figur der Selbstbehauptung und der Aufrechterhaltung des Friedens in einer Welt, die oft von Gewalt und Macht geprägt ist.
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Lizenz und Verwendung
Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.