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Widmung des »Prinz Friedrich von Homburg«

Von

Gen Himmel schauend greift, im Volksgedränge,
Der Barde fromm in seine Saiten ein.
Jetzt trösten, jetzt verletzen seine Klänge,
Und solcher Antwort kann er sich nicht freun.
Doch eine denkt er in dem Kreis der Menge,
Der die Gefühle seiner Brust sich weihn:
Sie hält den Preis in Händen, der ihm falle,
Und krönt ihn die, so krönen sie ihn alle.

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Gedicht: Widmung des »Prinz Friedrich von Homburg« von Heinrich von Kleist

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Widmung des ‚Prinz Friedrich von Homburg'“ von Heinrich von Kleist ist eine kurze, aber tiefgründige Reflexion über die Rolle des Dichters und die Rezeption seiner Kunst. Es beschreibt einen Barden, der vor einem Publikum in der Menge auftritt und versucht, mit seinen Liedern Emotionen auszulösen – Trost und Verletzung gleichermaßen. Die ersten vier Zeilen etablieren die Ambivalenz des Erfolgs: Der Barde erhofft sich eine Reaktion, bleibt aber unzufrieden, da er die ersehnte Zustimmung des Volkes nicht findet.

Die Wendung des Gedichts liegt in der Fokussierung auf eine einzelne Person, die „im Kreis der Menge“ heraussticht. Diese Frau ist nicht nur ein individuelles Zuhörerlebnis, sondern auch ein Symbol für die Wertschätzung, die der Dichter sucht. Sie versteht und teilt die „Gefühle seiner Brust“, widmet sich also in besonderer Weise der Kunst des Barden. Diese spezielle Anerkennung ist für den Dichter wichtiger als die breite Zustimmung des Volkes.

Die letzten beiden Zeilen verdichten diese Thematik: Die Frau hält den Preis, der dem Barden zusteht, in ihren Händen. Dies ist eine Metapher für die Anerkennung und den Wert, den sie der Kunst des Dichters beimisst. Die „Krone“, die sie ihm verleiht, steht stellvertretend für die Anerkennung durch das gesamte Publikum. Ihre Zustimmung ist somit gleichbedeutend mit der Anerkennung aller.

Das Gedicht spiegelt Kleists eigene Erfahrungen und Sehnsüchte als Künstler wider. Es verdeutlicht das Streben nach Verständnis und Wertschätzung für die eigene Kunst, das über die bloße Popularität hinausgeht. Die „Widmung“ ist daher nicht nur eine Huldigung an eine bestimmte Person, sondern auch eine Reflexion über die Natur der Kunst, die Bedeutung von Authentizität und das Bedürfnis nach tiefer, individueller Resonanz.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.