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Von

Sie sprach:
Hernach!
Er flog –
Sie trog.

Er sprach:
Ich möchte!
(O Schmach –
Der Schlechte!)
Sie lachte.
Ich auch!
(Der Achte
Im Bauch!)
Es passen
Die beiden
Sehr gut
Zusammen!
Was hassen
Und neiden?
Jung Blut
Muß rammen!
Denn los!
Famos!
Sie nicken
Und neigen,
Und ficken
Und schweigen.
Und krachen dir auch die Weichen:
Geh hin und tue desgleichen!

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Gedicht: Werbung von Otto Julius Bierbaum

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Werbung“ von Otto Julius Bierbaum ist eine drastische und satirische Darstellung eines kurzen amourösen Zusammenspiels, das auf überraschende Weise das Thema sexuelle Begegnung und deren Folgen behandelt. Es beginnt scheinbar harmlos mit einem knappen Dialog, der die gegenseitige Anziehung andeutet, aber schnell in eine rohe und ungeschönte Beschreibung der körperlichen Vereinigung umschlägt. Die Kürze der Verse und die Verwendung von Reimen verleihen dem Gedicht eine rhythmische und fast schon flapsige Qualität, die den Inhalt zusätzlich betont.

Die ersten Zeilen, „Sie sprach: / Hernach! / Er flog – / Sie trog“, deuten bereits die Dynamik von Verlangen und Täuschung an. „Hernach“ deutet auf eine spätere Erfüllung hin, während „Sie trog“ ein Misslingen oder eine unerwartete Wendung impliziert, vielleicht im Sinne von „Sie täuschte ihn“. Die darauf folgenden Zeilen sind durch das Aufbrausen des sexuelles Triebes geprägt. „Ich möchte!“ ist ein Ausdruck des Verlangens und der Begierde. Die Reaktion „Der Achte / Im Bauch!“ offenbart die unerwartete und drastische Konsequenz: eine Schwangerschaft. Der Autor entlarvt mit diesem Moment die Leichtfertigkeit des ersten Teils und zeigt die Realität der sexuellen Begegnung, die weit über das reine Vergnügen hinausgeht.

Die darauf folgende Zeile „Es passen / Die beiden / Sehr gut / Zusammen!“ ist ironisch. Das Gedicht wechselt dann in eine Art erotische Euphorie über, die die Unmittelbarkeit des Begehrens und des Geschlechtsaktes hervorhebt. Die Zeilen „Jung Blut / Muß rammen!“ verstärken die körperliche Komponente und zeigen eine gewisse Unbekümmertheit. Aber die abschließenden Zeilen, „Und krachen dir auch die Weichen: / Geh hin und tue desgleichen!“, sind ein zynischer Aufruf, die eigenen Instinkte zu folgen, ohne Rücksicht auf Konsequenzen.

Das Gedicht ist also eine Art Kommentar auf die Konsequenzen von ungestümem Begehren und die scheinbare Unbeschwertheit, mit der sexuelle Begegnungen manchmal behandelt werden. Bierbaum reduziert die Szene auf ihre elementaren Bestandteile, ohne Romantik oder Beschönigung, und wirft damit Fragen nach Verantwortung und den Folgen von Handlungen auf, die aus reinem Verlangen entspringen. Die abschließende, zynische Aufforderung an den Leser lässt eine gewisse Gesellschaftskritik vermuten.

Weitere Informationen

Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.

Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.