Weihnachten wird es für die Welt!
Mir aber – ist mein Lenz bestellt,
Mir ging in solcher Jahresnacht
Einst leuchtend auf der Liebe Pracht!
Und an der Kindheit Weihnachtsbaum
Stand Englein gleich der erste Traum!
Und aus dem eiskrystall′nen Schooß
Rang sich die erste Blüte los –
Seitdem schau′ ich nun jedes Jahr
Nicht was noch ist – nur was einst war!
Weihnachten wird es für die Welt!
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Kurze Interpretation des Gedichts
Das Gedicht „Weihnachten wird es für die Welt!“ von Adele Schopenhauer zeichnet sich durch eine melancholische Betrachtung der Weihnachtsstimmung aus, die im Kontrast zur persönlichen Erinnerung der Autorin steht. Während die äußere Welt das Fest der Geburt feiert, ist die Erzählerin mit ihren eigenen, sehr individuellen Erfahrungen verbunden, die sie mit dem Frühling und der Liebe assoziiert. Das Gedicht nutzt die Metapher des Weihnachtsfestes, um die Distanz zwischen dem kollektiven Feiern und dem individuellen Erleben hervorzuheben.
Im ersten Teil des Gedichts wird die allgemeine Festlichkeit der Weihnacht hervorgehoben. Die Zeile „Weihnachten wird es für die Welt!“ etabliert einen fröhlichen, gemeinschaftlichen Kontext. Die darauf folgenden Verse „Mir aber – ist mein Lenz bestellt, / Mir ging in solcher Jahresnacht / Einst leuchtend auf der Liebe Pracht!“ etablieren einen deutlichen Kontrast. Die Autorin empfindet die Weihnachtszeit anders, sie verbindet sie mit ihrem eigenen „Frühling“ und dem Erwachen der Liebe. Die Verwendung von Begriffen wie „Lenz“ und „Liebe Pracht“ verweist auf eine Zeit des Erwachens, der Freude und des Neubeginns, die in direktem Gegensatz zur winterlichen Jahreszeit steht.
Das Gedicht verwebt die Kindheitserinnerungen der Autorin mit den Motiven der Liebe und des Frühlings. Der „Weihnachtsbaum“ der Kindheit erscheint als Symbol des Anfangs, der Unschuld und der Träume. Die „Englein“ repräsentieren die reinste Form der Kindheitsträume. Die Zeilen „Und aus dem eiskrystall′nen Schooß / Rang sich die erste Blüte los -“ verstärken diese Verbindung. Der „eiskrystall’nen Schooß“ symbolisiert die kalte, winterliche Jahreszeit, aus der die „erste Blüte“ hervortritt, was wiederum die Geburt der Liebe und die damit verbundene Hoffnung und Erneuerung darstellt.
Das abschließende Distichon „Seitdem schau′ ich nun jedes Jahr / Nicht was noch ist – nur was einst war!“ fasst die Kernbotschaft des Gedichts zusammen. Die Autorin konzentriert sich nicht auf die aktuelle Weihnacht, sondern auf die Erinnerung an die persönliche Vergangenheit. Die Nostalgie ist allgegenwärtig. Das „was einst war“ dominiert das aktuelle Erleben, und die Erinnerung an die Liebe und den Frühling überstrahlt die äußere Festlichkeit. Das Gedicht ist eine sehr persönliche Reflexion über das Verhältnis von kollektiven Festen und individuellen Erinnerungen, die die Macht der Vergangenheit und die Sehnsucht nach vergangenen Glücksmomenten thematisiert.
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Lizenz und Verwendung
Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.