Logo der Website, Schriftzug "Poesie Oase" mit Palmen umrandet.
,

Weibliche Minente

Von

1.

Lieber drei Wochen gehungert, und dann mit wallender Feder,
Tamburin und Gesang nur zum Testaccio hinaus!

2.

Nur geprügelt den Mann, wenn er murrt! Am Carneval muß man
Schwärmen, mit Mask′ und Kostüm′ Cors′ und Theater durchziehn.

3.

Jetzt kommt der Pabst und die Prozession! Und den schreienden Kleinen
Packt die Mutter sofort ein und hinaus aus dem Haus.

4.

Wer auch plagte sich nur an dem Heerd, am Camine! Man ziehet
In die Schenke getrost mit der Familie ein.

Gedicht als Bild, zum Downloaden und Teilen

Gedicht: Weibliche Minente von Wilhelm Friedrich Waiblinger

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Weibliche Minente“ von Wilhelm Friedrich Waiblinger zeichnet ein lebendiges Bild des römischen Lebens und der Lebensfreude, die sich in der Figur der „Minente“ manifestiert, einer Frau, die das Leben in vollen Zügen genießt und sich von Konventionen und materiellen Sorgen weitgehend unbeeindruckt zeigt. Waiblinger evoziert mit einfachen, direkten Bildern eine Atmosphäre der Freiheit, des Hedonismus und des unbeschwerten Genusses. Der erste Vers etabliert bereits die Prioritäten: lieber Hunger als Verzicht auf künstlerische Freiheit und die Freuden des Lebens.

Die nachfolgenden Verse vertiefen dieses Bild. Die „Minente“ ist nicht nur Künstlerin, sondern auch Lebenskünstlerin. Sie zeigt wenig Geduld mit Murrenden und feiert das Leben mit Karneval, Maskerade und Theater. Die Erwähnung des Papstes und der Prozession, die im dritten Vers erfolgt, deutet auf die Gegenüberstellung von weltlichem Vergnügen und religiösen Pflichten hin. Die „Minente“ scheint sich jedoch nicht von religiösen Zwängen einschränken zu lassen; stattdessen packt die Mutter die Kinder ein und geht mit ihnen auf die Straße, weg von der religiösen Prozession.

Der vierte Vers kulminiert in der Feier der Gemeinschaft und des Genusses. Die Arbeit am Herd oder Kamin wird der Freude in der Schenke vorgezogen. Die „Familie“ wird mit hineingezogen, was die kollektive Natur der Lebensfreude unterstreicht. Das Gedicht preist das unbeschwerte Leben und die Freiheit von Zwängen. Es ist eine Hommage an die Lebensfreude, die in der Lage ist, alle Widrigkeiten zu überwinden, sei es Hunger oder gesellschaftliche Konventionen.

Waiblingers Sprache ist prägnant und direkt, was die Authentizität des dargestellten Lebensgefühls verstärkt. Die Verwendung von Ausrufezeichen und die kurzen, abgehackten Sätze verleihen dem Gedicht eine lebendige, fast ungestüme Qualität, die die Energie und den Enthusiasmus der „Minente“ widerspiegelt. Das Gedicht feiert das Leben, die Kunst und die Freiheit von Konventionen, ein Fest, das in der römischen Lebensweise seine Entsprechung findet.

Weitere Informationen

Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.

Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.