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Warum, ihr Poetenpack

Von

„Warum, ihr Poetenpack,
Quält ihr euch noch mit Gedichten?
Praktisch füllt man heut den Sack
Sich mit lohnendern Gewichten!“

Warum blüht der Fruchtbaum fort,
Ohn′ um Gunst und Lohn zu werben?
Warum, wenn sein Leben dorrt,
Will er noch in Blüthen sterben?

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Gedicht: Warum, ihr Poetenpack von Otto Roquette

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Warum, ihr Poetenpack“ von Otto Roquette thematisiert die scheinbare Sinnlosigkeit des Dichtens in einer pragmatisch orientierten Gesellschaft. Es eröffnet mit einer direkten Anrede an die „Poetenpack“, eine leicht abfällige Bezeichnung für die Dichter, und stellt die Frage nach dem Sinn ihres Schaffens, wenn materielle Interessen und wirtschaftlicher Erfolg in den Vordergrund gerückt werden. Die ersten vier Zeilen suggerieren, dass das Dichten, also das Schaffen von Gedichten, mit dem „Füllen des Sacks“ konkurriert, was auf materielle Gewinne hindeutet. Die Betonung auf „lohnenderen Gewichten“ deutet darauf hin, dass der Wert von Dichtung im Vergleich zu praktischen Zielen geringgeschätzt wird.

Die zweite Strophe wendet die Frage auf die Naturwelt an, wodurch die Thematik erweitert und vertieft wird. Der Dichter stellt die Frage, warum der Fruchtbaum weiterhin blüht und Früchte trägt, ohne dafür um Gunst oder Lohn zu werben. Dieser Vergleich hebt die Selbstverständlichkeit und Schönheit des natürlichen Schaffens hervor, das scheinbar keinen pragmatischen Nutzen hat. Die letzte Zeile, „Will er noch in Blüthen sterben?“, stellt eine Verbindung zwischen dem Dasein des Dichters und des Fruchtbaumes her, welche im Gegensatz zum rein ökonomischen Denken stehen, da es um das Schaffen, die Schönheit und die Vergänglichkeit geht.

Roquette stellt somit das Dichten und das natürliche Schaffen als vergleichbare Phänomene dar, die sich der Logik der reinen Zweckmäßigkeit entziehen. Das Gedicht hinterfragt die vorherrschende Werteordnung, in der Erfolg vor allem durch materielle Gewinne definiert wird. Es deutet an, dass es andere, tiefere Werte gibt, wie die Schönheit und das Schaffen selbst, die auch ohne direkten „Lohn“ von Bedeutung sind. Die Wahl des Vergleichs mit dem Fruchtbaum unterstreicht die natürliche und unaufgeforderte Natur des künstlerischen Schaffens.

Letztlich ist das Gedicht eine Verteidigung der Dichtung und des künstlerischen Schaffens gegen die Vereinfachung durch eine rein wirtschaftlich orientierte Welt. Es wirft die Frage nach dem Wert von Kunst in einer Zeit auf, in der pragmatische Überlegungen dominieren. Die Gegenüberstellung von wirtschaftlichem Erfolg und dem natürlichen Schaffen zeigt, dass es auch andere, vielleicht tiefer liegende Motivationen für das menschliche Handeln gibt, die sich dem ökonomischen Kalkül entziehen. Die letzten beiden Zeilen des Gedichts bieten keine klare Antwort, sondern laden den Leser ein, über die Bedeutung von Schönheit, Schöpfung und Vergänglichkeit nachzudenken.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.