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Walt Whitman
Wälder. Berge. Sternfall. Ströme.
Wolken rauschen, grauer Bart.
Lager zwischen Gräsern. Tierlaut.
Gott der Wildnis. Sonne tönt!
Städte glühen. Staaten wölben.
Pflaster knistert. Straßen schwingen.
Strahlen-Augen. Himmel-Hand.
Meeresküste. Schiff im Fernen.
Baum ins Blaue mächtig kreisend.
Reise. Fischfang. Nächtiges Feuer.
Herz, draus goldene Stürme stoßen.
Ruf ins Weltall: Sieg! und: Sieg!
Vater des Planeten. Zeus.
Blitz im Auge, mildes Licht.
An den Schultern siedeln Dörfer.
– O daß deine Hand ich hielte!
Ruhst du unter meinen Schritten?
Quillst du, Erden-Leib?
Frühling blühst du, Winter sinkst du.
Welt du, Klang und Sterne.
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Kurze Interpretation des Gedichts
Das Gedicht „Walt Whitman“ von Walter Rheiner ist eine eindrucksvolle Hommage an die Natur und das universelle Leben, das in einer Vielzahl von Elementen und Prozessen existiert. Zu Beginn werden in einer beinahe epischen Weise „Wälder“, „Berge“, „Sternfall“, „Ströme“ und andere Naturerscheinungen aufgezählt. Diese Elemente sind lebendig und in ihrer vollen Kraft spürbar, was dem Gedicht eine fast spirituelle Dimension verleiht. Der „Gott der Wildnis“ wird als eine kraftvolle, allumfassende Energie dargestellt, die in allem lebt und agiert – von den „Wolken“, die „rauschen“, bis zum „Tierlaut“, der den Klang der unberührten Natur widerspiegelt. Der „Sonne tönt“ schließt den natürlichen Zyklus ab und stellt die Sonne als eine machtvolle Quelle des Lebens und der Energie dar.
In der zweiten Strophe wechselt das Gedicht zu den „Städten“, die „glühen“, und den „Staaten“, die sich formieren. Der Gegensatz zwischen der natürlichen Welt und der vom Menschen geschaffenen Zivilisation wird hier deutlich: Die Städte sind lebendig, „Pflaster knistert“, und die „Straßen schwingen“. Diese industrielle und urbane Landschaft wird jedoch nicht negativ, sondern als ein Teil des Lebens und der Entwicklung der menschlichen Erfahrung beschrieben. Die „Strahlen-Augen“ und „Himmel-Hand“ deuten auf die Verbindung des Menschen zu einer höheren Macht und den Himmel als Symbol für das Unendliche und das Göttliche. Die „Meeresküste“ und das „Schiff im Fernen“ stellen dabei den fortwährenden Drang nach Entdeckung und Reisen dar, der den menschlichen Geist prägt.
Der nächste Abschnitt des Gedichts vertieft die Vorstellung von der Wechselwirkung zwischen Natur, Mensch und dem Universum. Der „Baum ins Blaue mächtig kreisend“ repräsentiert das Wachstum und die Bewegung des Lebens, das sich in alle Richtungen entfaltet. Der „Reise“, „Fischfang“ und das „nächtige Feuer“ stellen die Elemente des Überlebens und der Entdeckung dar, die der Mensch auf seiner Reise durch das Leben nutzt. Gleichzeitig „stoßen goldene Stürme“ aus dem Herzen des Sprechers, was auf die intensive Energie und die Leidenschaft hinweist, die das Leben antreibt. Der Ruf „Sieg! und: Sieg!“ klingt wie ein Bekenntnis zu einem Triumph über das Leben selbst, ein Manifest des Lebenswillens und des Fortschritts.
Der vierte Abschnitt bezieht sich auf mythologische und göttliche Bilder: „Vater des Planeten“ und „Zeus“ werden als Metaphern für eine höhere Macht verwendet, die das Universum erschaffen und beherrscht. Der „Blitz im Auge“ und das „milde Licht“ bilden ein Spannungsverhältnis zwischen Zerstörung und Erleuchtung, wobei die göttliche Präsenz sowohl als mächtig als auch als fürsorglich dargestellt wird. Die Dörfer, die „an den Schultern siedeln“, deuten darauf hin, dass das Leben des Menschen in Beziehung zu dieser höheren Macht und der Natur steht. Der Wunsch des Sprechers, „deine Hand ich hielte“, zeigt die Sehnsucht nach einer Verbindung mit dieser göttlichen Quelle und dem Wissen, das sie vermittelt.
Das Gedicht endet mit Fragen und einer tiefen Reflexion über das Verhältnis des Menschen zur Erde und zum Universum. Der Sprecher fragt, ob der „Erden-Leib“ unter seinen Schritten „ruht“ und ob der Frühling blüht und der Winter sinkt, was den Zyklus der Jahreszeiten und das stetige Vergehen des Lebens betont. „Welt du, Klang und Sterne“ fasst das Universum als eine harmonische und sich ständig bewegende Einheit zusammen, in der der Mensch ein kleiner, aber wesentlicher Teil ist. Insgesamt feiert das Gedicht das Leben in all seinen Formen, den ständigen Fluss von Natur, Zivilisation und kosmischer Energie, wobei der Mensch als Teil dieses unendlichen Kreises von Leben, Tod und Erneuerung dargestellt wird.
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Lizenz und Verwendung
Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.