Nietzsche
Entzündet von den Bergen. Über die Erde
hingewölbt. Musik. Strahlender Morgen Röte.
Apokalyptische Fahrt. Brausend erfüllte Einöde.
Inseln schwärmende in der Brust. Akkord,
baun sich auf die Wälder über der Stirn.
Es leuchtet von innen her, diamantener Firn.
Zeit flichst du um dich! Verzauberst den Ort!
Apostolisches Sein! Magier! Frenetischer Klang.
Goldenes Blut in alpine Nächte verströmt.
Du versinkst in den Sphären, tieferer Schlafgesang.
Feuer zerstört dein Herz. Gekreuzigt über die Welt
du lachst ein letztes Mal! Dunkel stöhnt
ein Schrei. – Du: rasender Tänzer im Sternenfeld!
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Kurze Interpretation des Gedichts
Das Gedicht „Nietzsche“ von Walter Rheiner beschreibt die philosophische und existenzielle Reise eines Individuums, das von einer tiefen inneren Erhebung und Zerreißung geprägt ist – ein Zustand, der an die Ideen und den Geist von Friedrich Nietzsche erinnert. Zu Beginn wird ein kraftvolles Bild der Natur skizziert: „Entzündet von den Bergen“ und „über die Erde hingewölbt“, was auf eine gewaltige, fast apokalyptische Energie hinweist. Diese „Musik“ und „strahlende Morgenröte“ symbolisieren eine Erhebung des Geistes und eine göttliche Offenbarung, die sich in einem fast transzendentalen Erlebnis manifestiert.
Die „Inseln schwärmend in der Brust“ und der „Akkord“ deuten auf eine innere Zerrissenheit und den Entfaltungsprozess der Seele hin. Die Metaphern des „diamantenen Firns“ und der „Zeit, die sich um dich flicht“ unterstreichen das Gefühl einer inneren, beinahe überirdischen Klarheit und Verwandlung. Der Sprecher scheint von einer übergeordneten, fast mystischen Kraft ergriffen zu sein, die die Welt und das Leben in einem neuen Licht erscheinen lässt – eine Art von Erleuchtung, die mit den philosophischen Konzepten Nietzsches wie dem „Übermenschen“ und der „Ewigen Wiederkehr“ in Verbindung gebracht werden könnte.
Im mittleren Teil des Gedichts wird der Sprecher in einem Zustand beschrieben, der von intensiver Leidenschaft und spiritueller Energie durchzogen ist: „Apostolisches Sein!“ und „Magier!“. Diese Begriffe beziehen sich auf eine Art von göttlicher Mission und einer tiefen Verbindung zum Universum, die mit einem „frenetischen Klang“ und „goldenem Blut“ in die Welt hinausgeströmt wird. Doch diese Erhebung ist nicht ohne Opfer. Die „alpine Nächte“ und der „tieferer Schlafgesang“ zeigen, dass der spirituelle Weg auch von Dunkelheit und tiefen inneren Kämpfen geprägt ist.
Das Gedicht endet mit einem dramatischen Bild des Leidens und der Opferbereitschaft, die Nietzsches Philosophie widerspiegeln. Der Sprecher wird „gekreuzigt über die Welt“ und lacht ein letztes Mal, was auf den Tod und das Überwinden des Lebens als solches hinweist. Der „rasende Tänzer im Sternenfeld“ symbolisiert die transformative und unaufhörliche Bewegung des Geistes, der sich über den Tod hinweg erhebt, um das Universum in seiner ganzen Intensität zu erleben. Der Schrei der Dunkelheit und das letzte Lachen des Sprechers deuten auf das unausweichliche Drama des Lebens und des Denkens hin – ein endloser Tanz zwischen Leben und Tod, zwischen Erhebung und Fall.
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Lizenz und Verwendung
Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.