Vergänglichkeit
Vergänglich ist das festeste im Leben –
Was trauerst Du, dass Liebe auch vergeht?
Lass sie dahin in′s Reich der Zeiten schweben,
Leicht, wie des Lenzes Blüthenhauch verweht.
Doch halte fest ihr Schattenbild im Herzen,
Und segne dennoch freudig Dein Geschick,
Schliesst auch sich eine Reihe bittrer Schmerzen
An Deines Glückes kurzen Augenblick.
Du hast gelebt , denn Liebe nur ist Leben!
Sie nur allein webt um den dunklen Traum,
Dem wir den Nahmen unsers Daseyns geben,
Der höchsten Wonne glanzerfüllten Saum.
So zürne nicht des Schicksals finstern Mächten,
Wenn sie des Lebens Sonne Dir entziehn.
Nicht ewig lässt sie sich in unsre Bahn verflechten,
Ach, sei zufrieden, dass sie einst Dir schien.
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Kurze Interpretation des Gedichts
Das Gedicht „Vergänglichkeit“ von Charlotte von Ahlefeld thematisiert die Akzeptanz der Vergänglichkeit von Liebe und Glück als Teil des menschlichen Daseins. Es tröstet über den Verlust geliebter Dinge hinweg und ermutigt den Leser, sich an den schönen Momenten zu erfreuen, statt der Trauer über das Vergehen nachzuhängen. Die Autorin appelliert an eine positive Lebenseinstellung, indem sie betont, dass die Liebe, auch wenn sie endet, das Leben erst lebenswert macht.
Im ersten Abschnitt wird die Vergänglichkeit als ein grundlegendes Prinzip des Lebens dargestellt. Die Liebe, wie alles andere, unterliegt diesem Gesetz. Die Metapher des „Blüthenhauchs“ im Frühling, der leicht verweht, verdeutlicht die Flüchtigkeit der Liebe. Anstatt zu trauern, wird dazu aufgerufen, die Liebe ziehen zu lassen und sich an ihre Erinnerung zu klammern. Der zweite Abschnitt schlägt vor, das „Schattenbild“ der Liebe im Herzen zu bewahren und das Schicksal trotz der Schmerzen, die oft mit dem Abschied einhergehen, positiv zu bewerten.
Der dritte Abschnitt verstärkt die These, dass Liebe als Inbegriff des Lebens gilt. Nur die Liebe webt um den „dunklen Traum“ des Lebens einen glanzvollen Saum, was die tiefe Bedeutung und den Wert der Liebe hervorhebt. Dies deutet darauf hin, dass die Momente, die wir mit Liebe erfahren, selbst in ihren flüchtigen Momenten einen tiefen Sinn stiften. Abschliessend versucht das Gedicht, den Leser zur Akzeptanz des Schicksals zu bewegen, selbst wenn es Schmerz bringt.
Der letzte Abschnitt bekräftigt die Akzeptanz des Schicksals. Es fordert den Leser auf, nicht den „finsteren Mächten“ des Schicksals zu widerstehen, wenn sie Glück und Liebe nehmen. Die Verwendung des Wortes „Sonne“ als Metapher für Glück und Liebe zeigt, wie wichtig diese Elemente für das menschliche Wohlbefinden sind. Das Gedicht endet mit einem Trostwort: Sei dankbar für die Zeit, in der die Liebe existierte, denn dies ist ein Zeichen dafür, dass du gelebt hast. Ahlefelds Stil ist dabei durch einen einfachen Sprachgebrauch geprägt, der die zugrundeliegende Botschaft für den Leser zugänglich macht.
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Lizenz und Verwendung
Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.