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Ungewißheit

Von

In dieser hellen Finsternis,
auf welcher wir auf Erden stecken,
wird ein Vernünftiger gar leicht entdecken,
daß alles Wissen ungewiß.
Die Ungewißheit geht sogar so weit,
daß man,
mit Recht und Zuverläßigkeit,
daß alles ungewiß, gewiß kaum sagen kann.

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Gedicht: Ungewißheit von Barthold Hinrich Brockes

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Ungewißheit“ von Barthold Hinrich Brockes thematisiert auf prägnante Weise die philosophische Frage nach der Erkenntnis und dem Wesen der Wahrheit. Es beginnt mit einer paradoxen Formulierung, die die Widersprüchlichkeit der menschlichen Erfahrungswelt hervorhebt: „In dieser hellen Finsternis“. Diese Metapher deutet auf die Unfähigkeit des Menschen hin, die Welt klar zu erfassen, trotz vermeintlicher Erkenntnis und Aufklärung. Der Begriff „helle Finsternis“ impliziert, dass selbst in scheinbar klaren Momenten eine fundamentale Unwissenheit vorherrscht.

Der zweite Teil des Gedichts vertieft das Thema der Ungewissheit. Der Autor stellt fest, dass ein „Vernünftiger“ – also ein Mensch, der seinen Verstand einsetzt – leicht erkennen kann, dass alles Wissen unsicher ist. Dieser Satz ist das Kernstück des Gedichts, da er die allgemeine Gültigkeit der These der Ungewissheit behauptet. Die gewählte Formulierung unterstreicht die Universalität dieser Erfahrung. Jeder, der logisch denkt, kann die Unzulänglichkeit unseres Wissens erkennen.

Der letzte Teil des Gedichts verstärkt diese Aussage sogar noch. Brockes geht so weit zu behaupten, dass selbst die Aussage „dass alles ungewiß, gewiß“ kaum mit Gewissheit gesagt werden kann. Diese extreme Formulierung verdeutlicht die umfassende Natur der Ungewissheit. Selbst die Erkenntnis über die Ungewissheit ist selbst wieder ungewiss. Dies ist ein bemerkenswertes Beispiel für einen zirkulären Gedanken, der das philosophische Problem der Erkenntnistheorie aufgreift.

Insgesamt ist das Gedicht eine Reflexion über die Grenzen menschlichen Wissens. Es ist eine Mahnung zur Bescheidenheit und ein Hinweis darauf, dass die Welt, wie wir sie wahrnehmen und verstehen, immer von Unsicherheiten geprägt sein wird. Durch seine einfache, aber wirkungsvolle Sprache erreicht Brockes eine tiefgründige Aussage über die menschliche Existenz und die Schwierigkeit, die Welt wirklich zu verstehen. Die Kürze des Gedichts verstärkt seine Aussagekraft, indem es die zentrale Idee der Ungewissheit auf das Wesentliche reduziert.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.