Der Himmel, dran die blanken Sterne hängen, Hat seine Fernen atmend ausgespannt, Und nachtverhüllte Blüten übersprengen Mit heißen Düften das verklärte Land.
Die Wälder brennen blau wie Amethyste. Sie rauschen nicht. Stumm stehen ihre Reihn, Und solche Stille liegt im Land, als müßte Der Engel Schwinge über ihnen sein.
Und jedes Herz muß diesen Segen spüren, Und alle Wege, die noch irre gehn, Wird nun ein Traum zu jenen Türen führen, Die vor den Landen der Verheißung stehn.
Überglänzte Nacht
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Kurze Interpretation des Gedichts
Das Gedicht „Überglänzte Nacht“ von Stefan Zweig zeichnet ein Bild von kontemplativer Schönheit und spiritueller Erhebung. Die ersten beiden Strophen etablieren eine Szenerie von nächtlicher Pracht, in der der Himmel mit Sternen geschmückt ist und die Landschaft von einem Gefühl der Ruhe und des Friedens durchdrungen wird. Zweig nutzt lebendige Bilder und poetische Metaphern, um die Atmosphäre zu beschreiben: „nachtverhüllte Blüten übersprengen / Mit heißen Düften das verklärte Land“ und „Die Wälder brennen blau wie Amethyste“. Diese Bilder vermitteln eine Erfahrung intensiver Sinnlichkeit und laden den Leser ein, die stille Schönheit der Nacht zu erleben. Die Verwendung von Adjektiven wie „blanken“, „verklärte“, „blau“ und „heißen“ trägt zur Intensivierung der sinnlichen Wahrnehmung bei und schafft eine Atmosphäre von tiefer Ruhe und Schönheit.
Die zweite Strophe verstärkt den Eindruck der Stille und des Friedens, der die Nacht durchdringt. Die Wälder, „stumm stehen ihre Reihn“, und die Stille ist so tief, „als müßte / Der Engel Schwinge über ihnen sein“. Diese Zeilen evozieren eine Aura des Göttlichen und des Übernatürlichen, die über der Szenerie liegt. Die Metapher des Engels deutet auf eine transzendente Präsenz hin, die das Land behütet und segnet. Zweig gelingt es, die natürliche Welt in eine Sphäre zu verwandeln, die von spiritueller Bedeutung durchdrungen ist. Die Abwesenheit von Bewegung und Geräusch verstärkt das Gefühl der Ehrfurcht und des Innehaltens.
In der abschließenden Strophe wendet sich das Gedicht direkt an den Leser und offenbart seine tiefer liegende Bedeutung. Zweig spricht von einem „Segen“, den „jedes Herz“ spüren muss. Dies deutet auf eine universelle Erfahrung der Erleuchtung oder des Trostes hin, die die Nacht zu bieten hat. Die Verse „Und alle Wege, die noch irre gehn, / Wird nun ein Traum zu jenen Türen führen, / Die vor den Landen der Verheißung stehn“ weisen auf eine transformative Kraft hin, die in der Nacht verborgen liegt. Die Dunkelheit wird hier nicht als etwas Beängstigendes dargestellt, sondern als ein Raum der Hoffnung und der inneren Führung.
Insgesamt ist „Überglänzte Nacht“ eine Hommage an die Schönheit der Nacht und eine Reflexion über die Möglichkeit, in der Stille Trost, Hoffnung und spirituelle Erhebung zu finden. Zweig nutzt eine suggestive Sprache und kraftvolle Bilder, um eine Atmosphäre zu schaffen, die den Leser dazu einlädt, die Welt mit neuen Augen zu sehen und die tieferen Wahrheiten des Lebens zu erfassen. Das Gedicht ist ein Aufruf, die Schönheit der Natur zu würdigen und die transformative Kraft der Stille zu nutzen, um innere Harmonie und eine Verbindung zum Göttlichen zu finden.
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