Trösterchen
Blümchen hängt das Köpfchen,
Der Tau ist ihm zu schwer;
Kommt der durstige Morgenwind,
Trägt die Tropfen ins Meer.
Spätzchen piepst und bettelt,
Das Kröpfchen ist ihm leer;
Pferdchen hat die Krippe voll,
Streut Körnerchen umher.
Kindchen weint noch immer,
Böckchen stößt so sehr!
Schenkt ihm Mutter einen Kuß:
Sieh mal! nun weint′s nicht mehr.
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Kurze Interpretation des Gedichts
Das Gedicht „Trösterchen“ von Paula Dehmel ist eine liebevolle Beobachtung der Welt und ihrer kleinen Bewohner, die Trost in unterschiedlichen Formen finden. Es beginnt mit dem Bild eines hängenden Blümchens, das unter der Last des Taus leidet, und endet mit einem weinenden Kind, das durch einen Kuss der Mutter getröstet wird. Die Einfachheit der Sprache und die Alltagsnähe der gewählten Motive erzeugen eine warme, tröstliche Atmosphäre, die den Titel des Gedichts wunderbar widerspiegelt.
Der Aufbau des Gedichts ist in drei Strophen organisiert, wobei jede Strophe eine neue Situation und eine neue Quelle des Trostes präsentiert. In der ersten Strophe ist es der Morgenwind, der die Tau-Tropfen für das Blümchen ins „Meer“ trägt – ein Bild, das einerseits das Auflösen von Kummer durch die Natur darstellt, andererseits aber auch die Unwichtigkeit des Einzelnen im großen Ganzen andeutet. Die zweite Strophe zeigt ein Spätzchen, das hungrig nach Nahrung schreit, und ein Pferdchen, das bereitwillig Körnerchen als Trost streut. Dies veranschaulicht die Instinkte des Überlebens und die unbewusste Fürsorge, die Tiere füreinander empfinden, sowie die Großzügigkeit der Natur, die bereit ist, ihre Gaben zu teilen.
Die letzte Strophe bildet den emotionalen Höhepunkt des Gedichts. Hier wird das Kindchen, das weint, durch den Kuss der Mutter getröstet. Diese menschliche Geste des Trostes, der körperlichen Nähe und der Liebe bildet den Höhepunkt und die stärkste Form des Trostes, die in dem Gedicht dargestellt wird. Die plötzliche Beendigung des Weinens durch den Kuss verdeutlicht die unmittelbare und tiefgreifende Wirkung, die mütterliche Zuneigung auf das Kind hat. Dies unterstreicht die zentrale Botschaft des Gedichts, dass Liebe und Mitgefühl die wirksamsten Tröster in der Welt sind.
Insgesamt ist „Trösterchen“ ein zartes Gedicht, das die verschiedenen Formen des Trostes aufzeigt, die in der Natur und im menschlichen Leben gefunden werden können. Es verdeutlicht, dass Trost nicht nur in der Beseitigung von körperlichem Leid, sondern auch in der Linderung emotionaler Schmerzen liegt, wobei die mütterliche Liebe als die stärkste Form des Trostes dargestellt wird. Die Beobachtungsgabe und die Fähigkeit der Autorin, die kleinen Momente des Lebens in poetische Worte zu fassen, machen das Gedicht zu einer berührenden und zeitlosen Botschaft der Hoffnung und des Trostes.
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Lizenz und Verwendung
Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.