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Trauer-Vers über jemands Absterben

Von

Nun danket alle Gott,
Weil dieser Mann erblichen,
Der uns mit vielem Spott
Und Lästern überstrichen.
Nun ist der Feinde Rott
Geringer, samt der Quaal,
Drum sing ich noch einmahl:
Nun danket alle Gott.

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Gedicht: Trauer-Vers über jemands Absterben von Sidonia Hedwig Zäunemann

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Trauer-Vers über jemands Absterben“ von Sidonia Hedwig Zäunemann ist ein bemerkenswertes Beispiel für Ironie und vielleicht sogar schwarzem Humor innerhalb der Trauerlyrik. Anstatt die üblichen Klagen über den Verlust und die Trauer zum Ausdruck zu bringen, feiert das Gedicht den Tod einer Person, die durch „Spott“ und „Lästern“ bekannt war. Dies ist ein deutlicher Bruch mit den Konventionen der Trauerdichtung und ein Zeugnis der komplexen emotionalen Reaktionen, die der Tod hervorrufen kann.

Die Verwendung des Kirchenlieds „Nun danket alle Gott“ als Ausgangspunkt verstärkt die ironische Wirkung. Die vertrauten Worte des Dankes, die normalerweise mit Freude und Erleichterung assoziiert werden, werden hier mit der Freude über den Tod eines Feindes kombiniert. Dies erzeugt einen starken Kontrast und zwingt den Leser, über die Beziehung zwischen Gut und Böse, Freude und Trauer, Nachsicht und Vergeltung nachzudenken. Die Zeile „Nun ist der Feinde Rott / Geringer, samt der Quaal“ ist ein offener Ausdruck der Erleichterung über das Verschwinden des Verstorbenen, was die konventionelle Trauer noch weiter untergräbt.

Die Kürze des Gedichts trägt zur Wirkung bei. Die vier Verse, die sich aus einem Reimschema zusammensetzen, sind prägnant und direkt. Zäunemann verschwendet keine Zeit mit überflüssigen Emotionen, sondern konzentriert sich auf die eine, überraschende und möglicherweise auch ambivalente Emotion der Erleichterung. Diese Direktheit verstärkt die Unmittelbarkeit der Aussage und die Unkonventionalität der Haltung.

Das Gedicht wirft Fragen nach der Natur der menschlichen Emotionen und der Erwartung der Gesellschaft an die angemessene Reaktion auf den Tod auf. Es ist ein klares Statement, das zeigt, dass Trauer nicht immer eine einfache, vorhersehbare Emotion ist. Indem Zäunemann die Konventionen der Trauerlyrik auf den Kopf stellt, fordert sie den Leser heraus, über die komplexen Gefühle nachzudenken, die mit dem Tod einer Person verbunden sein können, insbesondere wenn diese Person nicht geliebt wurde. Es ist ein mutiges und ungewöhnliches Gedicht, das auch heute noch relevant ist.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.