Wär′ es möglich, versucht′ ich′s zu rühmen, was huldreich der Genius
Deinem Gedanken, was er all′ deinem Meißel vertraut,
Dann auch wüßt′ ich, wie möglich, daß nun der Genius der Vorzeit
In der Mitwelt so reich, männlich und thätig sich zeigt.
Thorwaldsen (8)
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Kurze Interpretation des Gedichts
Das Gedicht „Thorwaldsen (8)“ von Wilhelm Friedrich Waiblinger ist eine kurze Huldigung an den Bildhauer Bertel Thorvaldsen und an die Kunst im Allgemeinen. Es beschreibt die Bewunderung des Dichters für das Schaffen Thorvaldsens und die damit verbundene Hoffnung auf eine Wiedergeburt des künstlerischen Geistes der Antike in der Gegenwart.
Die ersten beiden Zeilen drücken den Wunsch des Dichters aus, die Großartigkeit des Werkes Thorvaldsens in angemessenen Worten zu erfassen. Waiblinger gesteht indirekt seine eigene Unzulänglichkeit ein, die Erhabenheit von Thorvaldsens Schaffen vollends zu würdigen. Er betont, wie ehrfurchtsvoll der „Genius“ – hier verstanden als die schöpferische Kraft oder Inspiration – Thorvaldsens Gedanken und dem Meißel des Künstlers anvertraut hat. Dies hebt die göttliche oder zumindest außergewöhnliche Natur des künstlerischen Schaffens hervor.
Die zweite Hälfte des Gedichts, die beiden letzten Zeilen, stellt die Kernaussage dar: Die Hoffnung auf eine Wiederkehr des Geistes der Antike. Der Dichter sieht in Thorvaldsens Werk eine Manifestation des antiken „Genius“ in der modernen Welt. „Vorzeit“ steht hier für die klassische Antike, deren Kunst als Inbegriff von Schönheit, Perfektion und Harmonie galt. Waiblinger scheint zu glauben, dass Thorvaldsens Schaffen eine Brücke zwischen der Vergangenheit und der Gegenwart schlägt und die Ideale der antiken Kunst in die heutige Zeit transportiert.
Die Sprache des Gedichts ist klassisch-erhaben, dem Thema angemessen. Der Dichter verwendet eine distanzierte, fast zeremonielle Sprache, um die Bedeutung des Themas zu unterstreichen. Das Gedicht ist ein Ausdruck von Bewunderung und Ehrfurcht vor der Kunst Thorvaldsens und eine gleichzeitig eine Hoffnung auf eine Wiedergeburt des klassischen Schönheitsideals in der Gegenwart. Es spiegelt die Sehnsucht der Romantik nach der Harmonie und Vollkommenheit der Antike wider.
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