Hoh′ und göttlich erscheint der Lehrer der Erde den Jüngern,
Wie sie auch seien, du siehst immer den Einzigen an.
Also blendet den sterblichen Blick unsterbliche Größe,
Also stehst du allein unter den Jüngern auch da.
Thorwaldsen (7)
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Kurze Interpretation des Gedichts
Das Gedicht „Thorwaldsen (7)“ von Wilhelm Friedrich Waiblinger ist eine kurze, aber tiefgründige Betrachtung des berühmten Bildhauers Bertel Thorvaldsen und der Wirkung seines künstlerischen Genies auf seine Anhänger und die Welt. Das Gedicht fokussiert sich auf die Isolation und Erhabenheit des Künstlers sowie die Art und Weise, wie seine Größe die Wahrnehmung durch seine Bewunderer beeinflusst.
Die ersten beiden Verse beschreiben Thorvaldsen als „hoh′ und göttlich“ und als „Einzigen“ in den Augen seiner „Jünger“. Dieser Vergleich mit dem Göttlichen betont die außergewöhnliche Qualität seiner Kunst und die Art und Weise, wie sie von seinen Anhängern verehrt wird. Die Metapher des Lehrers deutet auf eine spirituelle Führung hin, wodurch die Kunst des Bildhauers als Quelle der Erkenntnis und Inspiration dargestellt wird. Die Zeile „Wie sie auch seien, du siehst immer den Einzigen an“ unterstreicht die unübertroffene Stellung Thorvaldsens und die Tatsache, dass seine Persönlichkeit und sein Werk im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit stehen.
Die letzten beiden Verse wenden sich der Wirkung dieser Größe auf die Betrachter zu. Die Zeile „Also blendet den sterblichen Blick unsterbliche Größe“ deutet an, dass die Kunst Thorvaldsens so überwältigend ist, dass sie die Fähigkeit des Betrachters, die Welt klar zu sehen, beeinträchtigen kann. Dies kann als Hinweis auf die Gefahr der unreflektierten Bewunderung oder die Schwierigkeit, die menschliche Natur angesichts des Göttlichen zu verstehen, interpretiert werden. Der abschließende Vers „Also stehst du allein unter den Jüngern auch da“ verdeutlicht die Isolation Thorvaldsens, der trotz der Verehrung seiner Anhänger in seiner Einzigartigkeit und Größe unnahbar bleibt.
Waiblinger verwendet in diesem Gedicht eine einfache, aber effektive Sprache, um komplexe Themen zu behandeln. Die prägnanten Aussagen und der direkte Sprachstil verstärken die Aussagekraft des Gedichts. Das Gedicht wirft Fragen nach der Beziehung zwischen Künstler und Publikum, nach der Natur von Genialität und nach der Fähigkeit des Menschen, die Erhabenheit zu erfassen, auf. Es ist eine Reflexion über die Macht der Kunst, die sowohl inspiriert als auch blendet, und über die Isolation des Genies, das sich über die gewöhnliche Welt erhebt.
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Lizenz und Verwendung
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