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Thorwaldsen (3)

Von

Darum irrtest du nicht, in der sinnlichen Hülle dich täuschend,
Sinnen erscheint nur der Sinn, aber dem Geiste der Geist.
So erkanntest du sie, wie sie ist, die Göttliche, Ernste,
So begeisterte sie dich zum geweihtesten Werk.

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Gedicht: Thorwaldsen (3) von Wilhelm Friedrich Waiblinger

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Thorwaldsen (3)“ von Wilhelm Friedrich Waiblinger thematisiert die tiefe Erkenntnis und Hingabe des Künstlers, hier exemplarisch am Bild des Bildhauers Thorwaldsen, an die reine, geistige Schönheit. Der Fokus liegt auf der Unterscheidung zwischen oberflächlicher, sinnlicher Wahrnehmung und der tieferen, geistigen Erfassung der Realität.

Der erste Vers, „Darum irrtest du nicht, in der sinnlichen Hülle dich täuschend“, impliziert, dass Thorwaldsen sich nicht von der äußeren Erscheinung, der „sinnlichen Hülle“, hat täuschen lassen. Er hat die oberflächliche Wahrnehmung überwunden, um die wahre Essenz der Dinge zu erkennen. Dies deutet auf eine kritische Auseinandersetzung mit der Vergänglichkeit und Täuschung des Sinnes hin, ein zentrales Thema der Romantik. Im zweiten Vers wird diese Erkenntnis verstärkt: „Sinnen erscheint nur der Sinn, aber dem Geiste der Geist.“ Hier wird die Dualität von Sinnlichkeit und Geistlichkeit explizit ausgedrückt. Während der reine Sinn nur die Oberfläche erfassen kann, erschließt sich dem Geist die eigentliche, wahre Bedeutung.

Die letzten beiden Verse enthüllen die Konsequenz dieser Erkenntnis: „So erkanntest du sie, wie sie ist, die Göttliche, Ernste, / So begeisterte sie dich zum geweihtesten Werk.“ Thorwaldsen hat die „Göttliche, Ernste“ erkannt, was auf eine Idealisierung der Kunst und ihrer Schöpfer hinweist. Diese „Göttliche“ steht für die reine, unvergängliche Schönheit, die dem Künstler als Inspiration dient. Die „Begeisterung“ des Künstlers treibt ihn dazu, Werke von höchster Qualität, die „geweihtesten Werke“, zu schaffen. Hier wird eine direkte Verbindung zwischen der geistigen Erkenntnis des Künstlers und der Erschaffung von Kunstwerken etabliert.

Insgesamt feiert das Gedicht die Fähigkeit des Künstlers, über die sinnliche Wahrnehmung hinauszugehen und die wahre, geistige Schönheit zu erfassen. Waiblinger verknüpft die innere Erkenntnis mit dem schöpferischen Akt, wodurch die Kunst als Ausdruck der höchsten Wahrheit und als Medium der Erhebung des Geistes dargestellt wird. Der Text ist ein Loblied auf die tiefe Inspiration, welche die Arbeit eines Künstlers prägt, und auf die Überwindung des Oberflächlichen.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.