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Schlaflos

Von

Aus Träumen in Ängsten bin ich erwacht;
Was singt doch die Lerche so tief in der Nacht!

Der Tag ist gegangen, der Morgen ist fern,
Aufs Kissen hernieder scheinen die Stern‘.

Und immer hör ich den Lerchengesang;
O Stimme des Tages, mein Herz ist bang.

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Gedicht: Schlaflos von Theodor Storm

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Schlaflos“ von Theodor Storm beschreibt die innere Unruhe und das Zwielicht zwischen Traum und Realität in einer schlaflosen Nacht. Der Sprecher erwacht aus „Träumen in Ängsten“ und wird von der „Lerche“, einem Symbol für den Tagesanbruch, in der Nacht begleitet. Die Lerche singt dabei nicht wie gewohnt am Morgen, sondern in der Dunkelheit, was eine Unordnung der natürlichen Rhythmen und eine Verunsicherung des Sprechers widerspiegelt.

Die Zeilen „Der Tag ist gegangen, der Morgen ist fern“ verdeutlichen die Zeitlosigkeit und das Zwischenstadium, in dem sich der Sprecher befindet. Die Nacht scheint unendlich zu dauern, während der ersehnte Morgen in unerreichbarer Ferne liegt. Das Bild der „Stern’“, die auf das Kissen hernieder scheinen, verstärkt die Atmosphäre der Einsamkeit und des Alleinseins in der Dunkelheit, während der Sprecher in Gedanken und Sorgen versinkt.

Die fortwährende Präsenz des „Lerchengesangs“ in der Nacht stellt eine paradoxale Situation dar. Normalerweise wird der Gesang der Lerche als Zeichen des Morgens und der Hoffnung wahrgenommen, hier jedoch als störende, nahezu quälende Erinnerung an den Tag und das Aufwachen aus der Nacht. Das „Herz“ des Sprechers ist „bang“, was auf seine inneren Ängste und Unsicherheiten hinweist, die durch den Gesang der Lerche noch verstärkt werden.

Insgesamt vermittelt Storm in diesem Gedicht die quälende Wirkung von Schlaflosigkeit und die schmerzhafte Bewusstwerdung der eigenen Ängste. Der Übergang von Nacht zu Morgen ist in diesem Fall kein erhofftes Licht, sondern vielmehr eine Quelle der Unruhe, die den inneren Konflikt des lyrischen Sprechers widerspiegelt.

Weitere Informationen

Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.

Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.