Rote Rosen
Wir haben nicht das Glück genossen
In indischer Gelassenheit;
In Qualen ist’s emporgeschossen,
Wir wußten nichts von Seligkeit.
Verzehrend kam’s in Sturm und Drange;
Ein Weh nur war es, keine Lust!
Es bleichte deine zarte Wange
Und brach den Atem meiner Brust.
Es schlang uns ein in wilde Fluten,
Es riß uns in den jähen Schlund;
Zerschmettert fast und im Verbluten
Lag endlich trunken Mund auf Mund.
Des Lebens Flamme war gesunken,
Des Lebens Feuerquell verrauscht,
Bis wir aufs neu den Götterfunken
Umfangend, selig eingetauscht.
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Kurze Interpretation des Gedichts
Das Gedicht „Rote Rosen“ von Theodor Storm beschreibt eine leidenschaftliche, von Schmerz und Qual geprägte Liebe, die sich von einem schmerzhaften Anfang zu einer erneuten Erhebung und Erlösung entwickelt. In der ersten Strophe wird der Beginn der Liebe als ein „Emporschießen in Qualen“ beschrieben, was darauf hinweist, dass die Liebe nicht sanft oder idyllisch war, sondern durch schwierige Erfahrungen und Leiden geprägt wurde. Die Zeilen „Wir wussten nichts von Seligkeit“ verdeutlichen, dass das Paar zu Beginn keine glückliche oder friedliche Beziehung erlebte, sondern vielmehr von Konflikten und inneren Turbulenzen geprägt war.
Die zweite Strophe beschreibt das „Verzehren“ der Liebe, die mit „Sturm und Drange“ kam – ein Begriff, der auf starke, leidenschaftliche Gefühle hinweist, die jedoch mit einer Art innerem Unbehagen oder Schmerzen verbunden sind. Das Bild von der „zarten Wange“, die „bleichte“, und der „Atem“, der „brach“, verstärken das Bild von körperlicher und emotionaler Erschöpfung, die durch die intensiven Gefühle verursacht wurde. Diese körperlichen Reaktionen zeigen, wie zerstörerisch die Liebe in diesem Fall für beide war, sowohl körperlich als auch seelisch.
In der dritten Strophe wird die Liebe mit einer wilden, gewaltigen Naturgewalt verglichen: „Es schlang uns ein in wilde Fluten“ und „riß uns in den jähen Schlund“. Hier wird die Liebe als etwas dargestellt, das die beiden wie ein Sturm oder ein reißender Fluss mit sich zieht, ohne dass sie sich dem entziehen können. Die drastischen Bilder von Zerschmetterung und Verblutung verdeutlichen die physische und emotionale Zerstörung, die die Liebe hervorrufen kann. Am Ende der Strophe, „trunken Mund auf Mund“, wird die Vereinigung der beiden in ihrer Schmerzhaftigkeit und Intensität als eine Art Ekstase beschrieben.
In der letzten Strophe findet schließlich eine Transformation statt: „Des Lebens Flamme war gesunken“ und „Des Lebens Feuerquell verrauscht“, was darauf hindeutet, dass die intensiven Gefühle und der Schmerz sich gelegt haben. Doch die Liebe wird wieder neu entfacht, als der „Götterfunken“ erneut ergriffen wird. Diese „neue“ Liebe ist nun eine gesegnete und selige Erfahrung, die nach der vorherigen Zerrüttung und Zerstörung eine erneute Erhebung und Erfüllung bringt. Storm beschreibt hier eine komplexe Beziehung, die sich von Leiden und Zerstörung zu einer erlösten und tief empfundenen Liebe wandelt. Das Bild der „roten Rosen“, das als zentraler Symbolanker im Gedicht fehlt, könnte metaphorisch für die leidenschaftliche, schmerzhafte, aber letztlich auch erlösende Natur der Liebe stehen.
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Lizenz und Verwendung
Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.