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Mondlicht

Von

Wie liegt im Mondenlichte
Begraben nun die Welt;
Wie selig ist der Friede,
Der sie umfangen hält!

Die Winde müssen schweigen,
So sanft ist dieser Schein;
Sie säuseln nur und weben
Und schlafen endlich ein.

Und was in Tagesgluten
Zur Blüte nicht erwacht,
Es öffnet seine Kelche
Und duftet in die Nacht.

Wie bin ich solchen Friedens
Seit lange nicht gewohnt!
Sei du in meinem Leben
Der liebevolle Mond!

Gedicht als Bild, zum Downloaden und Teilen

Gedicht: Mondlicht von Theodor Storm

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Mondlicht“ von Theodor Storm ist eine stille, lyrische Meditation über die nächtliche Welt im Licht des Mondes, die sich zugleich als inniger Wunsch nach innerem Frieden und Geborgenheit lesen lässt. In ruhigen, harmonischen Bildern entfaltet Storm eine Szene der Verwandlung: Die Welt, eben noch im Licht und Lärm des Tages, erscheint nun „begraben“ im sanften Mondschein – ein Bild, das eher Trost als Trauer vermittelt. Der nächtliche Friede wird als seliges Umschließen der Welt empfunden.

Besonders eindrucksvoll ist die Darstellung der Natur, die sich dem Einfluss des Mondlichts fügt: Die Winde schweigen, säuseln nur noch leicht, ehe sie „endlich ein[schlafen]“. Diese Personifizierung der Naturkräfte verstärkt den Eindruck einer allgemeinen Beruhigung, einer Rückkehr zur Stille. Die Sprache ist weich und fließend, getragen von sanften Lauten und rhythmischer Harmonie, was die Stimmung des Gedichts unterstreicht.

In der dritten Strophe zeigt sich das Mondlicht sogar als lebensspendende Kraft: Was am Tag nicht zur Blüte kam, entfaltet sich nun in der Nacht. Dieses Motiv verleiht dem Gedicht eine zarte Hoffnung – dass sich auch im Verborgenen, im Stillen und Abgewandten etwas entfalten kann. Der Mondschein wird so zur Metapher für ein sanftes, nicht drängendes Wirken, das Raum lässt für das Unfertige oder Übersehene.

Die abschließende Strophe schlägt schließlich eine persönliche, fast bittende Note an. Das lyrische Ich beklagt, diesen Frieden „seit lange nicht“ gekannt zu haben. Die Bitte „Sei du in meinem Leben / Der liebevolle Mond!“ richtet sich vermutlich an einen nahen Menschen, vielleicht auch an ein ideales Gegenüber, das durch stille Zuwendung und Sanftheit das eigene Leben erhellen könnte – wie der Mond die Nacht.

„Mondlicht“ ist damit mehr als eine Naturbeschreibung: Es ist ein stilles Gebet um seelische Ruhe und eine zarte Vision davon, wie Sanftheit, Zurückhaltung und Nähe die Welt – und das Herz – verwandeln können.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.