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Juli

Von

Klingt im Wind ein Wiegenlied,
Sonne warm herniedersieht,
seine Ähren senkt das Korn,
rote Beere schwillt am Dorn,
schwer von Segen ist die Flur –
Junge Frau, was sinnst du nur?

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Gedicht: Juli von Theodor Storm

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Juli“ von Theodor Storm ist eine Momentaufnahme eines sommerlichen Landschaftsbildes, das sich durch Ruhe, Reife und Fülle auszeichnet. In sechs kurzen Versen entfaltet Storm eine dichte Szenerie, die den Hochsommer beschreibt – eine Zeit, in der die Natur ihren Höhepunkt erreicht hat und sich das Leben in einem Zustand der Fülle befindet. Gleichzeitig steht dem äußeren Reichtum eine stille innere Bewegung gegenüber: die nachdenkliche junge Frau.

Die erste Hälfte des Gedichts schildert eine heitere, fast wiegende Naturstimmung: Der Wind trägt ein „Wiegenlied“, die Sonne scheint „warm hernieder“, das Korn beugt sich reif zur Erde, und die Beeren schwellen an den Dornen. Alles ist von Wachstum, Reife und Überfluss geprägt – die Flur ist „schwer von Segen“. Storm verwendet hier eine weiche, rhythmische Sprache mit vielen sanften Lauten, die das Wiegenlied auch klanglich nachahmt.

Im Kontrast zu dieser äußeren Idylle steht die abschließende Frage an eine „junge Frau“: „Was sinnst du nur?“ Diese letzte Zeile bricht die scheinbare Ruhe des Naturbildes auf und lenkt den Blick nach innen – auf das Nachdenken, das Sinnen, vielleicht sogar die Melancholie. Die Spannung zwischen äußerer Fülle und innerem Fragen macht den Reiz des Gedichts aus.

Möglicherweise spiegelt sich in der jungen Frau die Erfahrung eines Moments, in dem die äußere Vollkommenheit einen Impuls zum Innehalten und Nachdenken gibt. Ihre Gedanken bleiben unausgesprochen, was Raum für Deutung lässt: Denkt sie an die Zukunft? An Verlust? An das Vergehen der Zeit? So wird die Reife der Natur zum Spiegel eines seelischen Zustands – voller Schönheit, aber nicht ohne Tiefe.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.