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Frühling

Von

Nun ist er endlich kommen doch
in grünem Knospenschuh.
„Er kam, er kam ja immer noch“,
die Bäume nicken sich’s zu.

Sie konnten ihn all erwarten kaum,
nun treiben sie Schuß auf Schuß;
im Garten der alte Apfelbaum
er sträubt sich, aber er muß.

Wohl zögert auch das alte Herz
und atmet noch nicht frei,
es bangt und sorgt: „Es ist erst März,
und März ist noch nicht Mai.“

O schüttle ab den schweren Traum
und die lange Winterruh‘,
es wagt es der alte Apfelbaum,
Herze, wag’s auch du!

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Gedicht: Frühling von Theodor Fontane

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Frühling“ von Theodor Fontane beschreibt die zögerliche, aber schließlich unaufhaltsame Ankunft des Frühlings. Die Natur erwacht aus ihrem Winterschlaf, die Bäume treiben neue Knospen, und selbst der alte Apfelbaum kann sich dem Neubeginn nicht entziehen. Die Bildsprache vermittelt dabei die Spannung zwischen Zurückhaltung und Aufbruch: Während die Natur sich nach dem Frühling sehnt, gibt es dennoch ein zögerndes Abwarten.

Diese Zurückhaltung spiegelt sich besonders in der dritten Strophe wider, in der das alte Herz des lyrischen Ichs symbolisch für die Skepsis gegenüber dem Neubeginn steht. Die Jahreszeit des März wird als unsicherer Übergang dargestellt – es ist noch nicht Mai, der Frühling ist noch nicht vollständig da. Damit wird ein Moment der Unsicherheit und der Sorge vor einem zu frühen Aufbruch thematisiert.

Die letzte Strophe jedoch gibt eine klare Aufforderung zur Zuversicht. Der Apfelbaum, obwohl alt und vielleicht widerstrebend, wagt das Austreiben neuer Blüten – ein Sinnbild für Erneuerung und Lebensmut. Das lyrische Ich richtet diesen Gedanken an sich selbst oder den Leser: So wie die Natur den Wandel annimmt, soll auch das Herz den Frühling und den damit verbundenen Neuanfang wagen. Fontane verbindet hier Naturstimmung mit einer lebensbejahenden Botschaft, die zur Hoffnung und zum Vertrauen in den natürlichen Lauf der Dinge ermutigt.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.