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Der alte Zieten

Von

Joachim Hans von Zieten,
Husarengeneral,
Dem Feind die Stirne bieten
Er tat’s wohl hundertmal;
Sie haben’s all‘ erfahren,
Wie er die Pelze wusch
Mit seinen Leibhusaren,
Der Zieten aus dem Busch.

Hei, wie den Feind sie bläuten
Bei Hennersdorf und Prag,
Bei Liegnitz und bei Leuthen
Und weiter, Schlag auf Schlag;
Bei Torgau, Tag der Ehre,
Ritt selbst der Fritz nach Haus,
Doch Zieten sprach: Ich kehre
Erst noch mein Schlachtfeld aus.“

Sie stritten nie alleine,
Der Zieten und der Fritz ,
Der Donner war der eine,
Der andere war der Blitz.
Es wies sich keiner träge,
Drum schlug’s auch immer ein,
Ob warm‘, ob kalte Schläge,
Sie pflegten gut zu sein. –

Der Friede war geschlossen,
Doch Krieges Lust und Qual
Die alten Schlachtgenossen
Durchlebten’s noch einmal.
Wie Marschall Daun gezaudert,
Und Fritz und Zieten nie,
Es ward jetzt durchgeplaudert
Bei Tisch in Sanssouci.

Einst mocht‘ es ihm nicht schmecken,
Und sieh, der Zieten schlief.
Ein Höfling wollt‘ ihn wecken,
Der König aber rief:
„Laßt schlafen mir den Alten,
Er hat in mancher Nacht
Für uns sich wach gehalten,
Der hat genug gewacht!“ –

Und als die Zeit erfüllet
Des alten Helden war,
Lag einst, schlicht eingehüllet,
Hans Zieten , der Husar.
Wie selber er genommen
Die Feinde stets im Husch,
So war der Tod gekommen,
Wie Zieten aus dem Busch.

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Gedicht: Der alte Zieten von Theodor Fontane

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Der alte Zieten“ von Theodor Fontane ist eine Hommage an den preußischen General Hans Joachim von Zieten, einen bedeutenden Reiterführer Friedrichs des Großen. In volkstümlichem Ton und mit eingängigen Bildern schildert Fontane Zietens Tapferkeit, seine enge Verbindung zum König und schließlich seinen Tod. Der gleichmäßige Rhythmus und die einfache, bildhafte Sprache verleihen dem Gedicht einen balladenhaften Charakter, der die Figur Zietens als volkstümlichen Helden stilisiert.

Besonders hervorgehoben wird Zietens unermüdliche Kampfbereitschaft. Wiederholt wird geschildert, wie er in zahlreichen Schlachten mutig gegen den Feind kämpfte. Die Metapher vom „Donner“ und „Blitz“ für Friedrich und Zieten unterstreicht die perfekte Zusammenarbeit der beiden und hebt Zieten als entschlossenen, schlagkräftigen Krieger hervor. Selbst nach den Kämpfen, in Friedenszeiten, bleibt der Krieg ein zentrales Thema für ihn und seine Kameraden, was ihre tiefe Verbundenheit mit dem preußischen Heer symbolisiert.

Eine besonders eindrucksvolle Szene ist die, in der Zieten bei Tisch in Sanssouci einschläft und Friedrich ihn nicht wecken lässt – eine Geste großer Anerkennung und Respekt für seine treuen Dienste. Dies zeigt, dass Zieten nicht nur ein gefürchteter Krieger, sondern auch eine geschätzte Persönlichkeit am Hof war. Sein Tod wird schließlich als plötzlich, aber passend beschrieben – genauso überraschend, wie er den Feind einst angriff. Damit schließt sich der Kreis seines Lebens, das vom Soldatengeist und preußischer Disziplin geprägt war. Fontanes Gedicht verknüpft so historische Größe mit einem beinahe legendären Heldenbild und würdigt Zieten als Idealfigur des preußischen Militärs.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.