Teufelskanzel bei Baden-Baden
An dem Fest der Sonnenhöhe
Wall′ ich hin zu dir, o Stein,
Daß mich alte Luft umwehe
In dem schauerlichen Hain.
Wo die tapfern Väter knieten
Demuthsvoll im starken Muth,
Hell die Freudenfeuer glühten,
Heller ihres Herzens Gluth,
Seh′ ich noch die Geister wallen
Feiernd in der Sommernacht, –
Nein, es kann nicht ganz zerfallen,
Was ein frommer Mensch gedacht.
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Kurze Interpretation des Gedichts
Das Gedicht „Teufelskanzel bei Baden-Baden“ von Max von Schenkendorf ist eine romantische Natur- und Heimatlyrik, die die Geschichte des Ortes mit dem Glauben und der Geschichte verbindet. Der Dichter begibt sich an einem sonnigen Tag, einem „Fest der Sonnenhöhe“, zu einem bestimmten Felsen, der als „Teufelskanzel“ bezeichnet wird und in einem „schauerlichen Hain“ gelegen ist. Die Beschaffenheit des Ortes, die „alte Luft“, die den Dichter umweht, erzeugt eine besondere Atmosphäre. Es wird eine Ehrfurcht erregende Stimmung evoziert, die durch die nachfolgenden Strophen noch verstärkt wird.
Die zweite Strophe beschwört eine vergangene Zeit, in der „tapfere Väter“ an diesem Ort knieten, offenbar um Gott zu dienen oder sich in Demut zu beugen. Diese Väter werden als mutig und fromm beschrieben, und ihre „Freudenfeuer“ und die „Gluth“ ihrer Herzen werden als strahlend geschildert. Dies deutet auf eine Zeit der Gemeinschaft, des Glaubens und der Begeisterung hin, die im Kontrast zur Gegenwart des Dichters steht, aber dennoch in ihm nachwirkt. Die Vergangenheit wird idealisiert, indem sie als Zeit des reinen Glaubens und der unerschütterlichen Moral dargestellt wird.
Die dritte Strophe transportiert den Dichter in eine Traum- oder Visionswelt. Hier sieht er „Geister wallen“, die in der Sommernacht feiern. Der Dichter scheint eine tiefe Verbundenheit mit der Vergangenheit zu empfinden und die Geister derer, die einst an diesem Ort waren, noch zu spüren. Durch diesen Bezug zum Übernatürlichen und zur Vergangenheit betont Schenkendorf die Kontinuität der menschlichen Erfahrung und die Kraft des Glaubens, die auch über den Tod hinaus wirken kann. Die Aussage „Nein, es kann nicht ganz zerfallen, / Was ein frommer Mensch gedacht“ unterstreicht diese Überzeugung.
Insgesamt ist das Gedicht eine Hommage an die Vergangenheit, an den Glauben und an die Verbundenheit des Menschen mit der Natur. Es drückt die Sehnsucht nach einer Zeit aus, in der die Menschen enger mit Gott und der Natur verbunden waren. Durch die Beschreibung der „Teufelskanzel“ und der Geister wird eine mystische Atmosphäre geschaffen, die den Leser einlädt, über die Vergänglichkeit des Lebens und die Ewigkeit des Glaubens nachzudenken. Der Fokus liegt auf der Bewahrung von Werten und der Hoffnung, dass das Gute, das von frommen Menschen gedacht und getan wurde, nicht verloren geht.
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Lizenz und Verwendung
Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.