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Subiaco

Von

Gerne bliebst du im Kloster, im Rosengärtchen, das lieblich
Wie ein Märchen so hoch über dem Anio hängt.
Aber ein Frauengeschlecht von vollendeter üppiger Schönheit
Zieht aus dem Himmel, es zieht dich auf die Erde zurück.

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Gedicht: Subiaco von Wilhelm Friedrich Waiblinger

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Subiaco“ von Wilhelm Friedrich Waiblinger beschreibt eine innere Zerrissenheit und den Konflikt zwischen weltlicher Sehnsucht und asketischer Abgeschiedenheit. Der Titel deutet auf den Ort Subiaco hin, ein idyllisches Kloster in Italien, das als Symbol für Rückzug und spirituelle Einkehr steht. Der Dichter scheint sich in diesem paradiesischen Ort wohlzufühlen und wünscht sich, dort zu verweilen.

Die ersten beiden Zeilen beschreiben die idyllische Umgebung des Klosters, das „Rosengärtchen“, das „lieblich“ ist und „wie ein Märchen“ über dem Fluss Anio thront. Dieser Abschnitt evoziert eine Atmosphäre der Ruhe, Schönheit und Geborgenheit. Das Wort „gerne“ deutet auf einen ursprünglichen Wunsch nach Verbleib im Kloster hin, ein Wunsch nach Frieden und spiritueller Erfüllung. Die Beschreibung des Ortes als „Märchen“ verstärkt den Eindruck einer idealisierten Welt, fernab von den Turbulenzen des Lebens.

In den beiden folgenden Versen erfolgt jedoch ein dramatischer Umschwung. Ein „Frauengeschlecht von vollendeter üppiger Schönheit“ erscheint, und diese weibliche Erscheinung „zieht aus dem Himmel“ und „zieht dich auf die Erde zurück“. Dieser Wendepunkt markiert den Übergang von der klösterlichen Idylle zur sinnlichen Welt. Die Schönheit und Üppigkeit der Frauen, vielleicht ein Symbol für die Verlockungen des Lebens, erwecken eine Kraft, der sich der Dichter nicht entziehen kann. Die „Erde“ steht hier als Kontrast zum Himmel und symbolisiert die Welt des irdischen Begehrens, der Liebe und der Sinnlichkeit, die den Dichter aus seinem klösterlichen Rückzug reißt.

Das Gedicht fängt so den ewigen Konflikt zwischen spirituellem und weltlichem Verlangen ein. Waiblinger, ein Romantiker, der sich intensiv mit der menschlichen Seele auseinandersetzte, zeigt hier die Spannung zwischen dem Wunsch nach Erleuchtung und der Anziehungskraft der weltlichen Freuden. Die kurzgefasste Form und der einfache, klare Sprachstil betonen die Direktheit und die emotionale Intensität des Konflikts, der in der Seele des Dichters tobt.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

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