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Rückkehr

Von

Ich fahre heim auf reichem kahne –
Das ziel erwacht im abendrot –
Vom maste weht die weisse fahne –
Wir übereilen manches boot.

Die alten ufer und gebäude
Die alten glocken neu mir sind –
Mit der verheissung neuer freude
Bereden mich die winde lind.

Da taucht aus grünen wogenkämmen
Ein wort – ein rosenes gesicht :
Du wohntest lang bei fremden stämmen –
Doch unsre liebe starb dir nicht.

Du fuhrest aus im morgengrauen
Und als ob einen tag nur fern
Begrüssen dich die wellenfrauen
Die ufer und der erste stern.

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Gedicht: Rückkehr von Stefan George

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Rückkehr“ von Stefan George schildert eine Heimkehr voller Erwartung, Vertrautheit und leiser Magie. Bereits in der ersten Strophe wird die Reise auf einem „reichen Kahne“ beschrieben, der sein Ziel im leuchtenden Abendrot erreicht. Die „weiße Fahne“ am Mast könnte als Symbol des Friedens oder der Erneuerung gedeutet werden. Das lyrische Ich ist nicht allein auf dem Wasser – andere Boote sind unterwegs –, doch es scheint sie zu überholen, als ob seine Rückkehr von besonderer Bedeutung sei.

In der zweiten Strophe werden die alten Ufer und Gebäude plötzlich als neu wahrgenommen. Dies verdeutlicht, dass Heimkehr nicht nur eine Rückkehr an einen physischen Ort ist, sondern auch eine veränderte Wahrnehmung mit sich bringt. Die „alten Glocken“ erscheinen dem Heimkehrenden „neu“, und sanfte Winde flüstern ihm von einer künftigen Freude. Hier schwingt die Hoffnung mit, dass das Wiedersehen nicht nur Nostalgie, sondern auch einen Neuanfang bedeutet.

Die dritte Strophe bringt eine persönliche Begegnung: Aus den Wellen taucht ein „rosenes Gesicht“ auf, das ihn mit vertrauten Worten empfängt. Die angesprochene Person betont, dass die lange Abwesenheit die Liebe nicht zerstört hat – sie hat über Zeit und Entfernung hinweg Bestand. Diese Szene verleiht dem Gedicht eine fast mythische, traumhafte Qualität, als ob die Natur selbst die Rückkehr mitgestaltet.

Die letzte Strophe unterstreicht dieses Gefühl der Zeitlosigkeit. Obwohl die Reise lange währte, scheint es, als sei das lyrische Ich nur einen Tag fort gewesen. Die Natur – die „Wellenfrauen“, die Ufer und der erste Abendstern – heißt es willkommen, als ob sich nichts verändert habe. „Rückkehr“ vermittelt damit ein Gefühl von Beständigkeit und ewiger Verbundenheit: Selbst nach langen Wegen bleibt Heimat nicht nur ein Ort, sondern auch eine tiefe, unveränderte Liebe.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.