Im Park
Rubinen perlen schmücken die fontänen,
Zu boden streut sie fürstlich jeder strahl,
In eines teppichs seidengrünen strähnen
Verbirgt sich ihre unbegrenzte zahl.
Der dichter dem die vögel angstlos nahen
Träumt einsam in dem weiten schattensaal…
Die jenen wonnetag erwachen sahen
Empfinden heiss von weichem klang berauscht,
Es schmachtet leib und leib sich zu umfahen.
Der dichter auch der töne lockung lauscht.
Doch heut darf ihre weise nicht ihn rühren
weil er mit seinen geistern rede tauscht:
Er hat den griffel der sich sträubt zu führen.
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Kurze Interpretation des Gedichts
Das Gedicht „Im Park“ von Stefan George entfaltet eine traumhaft schöne Szenerie voller sinnlicher Eindrücke, die zugleich einen Kontrast zur inneren Welt des Dichters bildet. Die ersten Verse beschreiben eine opulente, fast märchenhafte Landschaft: Rubinrote Tropfen schmücken die Fontänen, das Licht verteilt sie verschwenderisch wie ein Fürst, und die Wasserperlen verschwinden in einem „seidengrünen Teppich“. Diese Bilder vermitteln eine Atmosphäre von Fülle, Reichtum und Ästhetik.
Im Mittelpunkt steht der Dichter, der einsam in diesem „weiten Schattensaal“ verweilt. Während um ihn herum das Leben pulsiert – Vögel kommen angstlos zu ihm, und andere Menschen erleben einen wonnigen, von Musik und Verlangen erfüllten Tag –, bleibt er abseits. Die Natur und die Klänge der Welt rufen nach ihm, doch er entzieht sich.
Der Grund für seine Zurückhaltung wird in der letzten Strophe deutlich: Er ist nicht offen für die Musik des Augenblicks, weil er mit seinen „Geistern“ spricht – ein Sinnbild für Inspiration, Erinnerung oder innere Auseinandersetzung. Der Dichter ringt mit seinem Schaffen, denn „er hat den Griffel, der sich sträubt zu führen“. Dieses Bild verweist auf eine kreative Krise oder eine Blockade, die ihn von der sinnlichen Welt trennt. So entsteht ein Gegensatz zwischen der äußeren Schönheit des Parks und der inneren Spannung des Dichters, der zwar inmitten der Natur verweilt, aber nicht in ihr aufgeht.
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Lizenz und Verwendung
Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.