Entflieht
Entflieht auf leichten kähnen
Berauschten sonnenwelten
Dass immer mildre tränen
Euch eure flucht entgelten.
Seht diesen taumel blonder
Lichtblauer traumgewalten
Und trunkner wonnen sonder
Verzückung sich entfalten.
Dass nicht der süße schauer
In neues leid euch hülle –
Es sei die stille trauer
Die diesen frühling fülle.
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Kurze Interpretation des Gedichts
Das Gedicht „Entflieht“ von Stefan George beschreibt eine poetische Flucht aus der Realität in eine entrückte, traumhafte Welt. Die ersten Verse rufen zur Flucht auf „leichten Kähnen“ auf, die in „berauschte Sonnenwelten“ führen. Dies lässt an eine Sehnsucht nach einer anderen, vielleicht schöneren oder erlösenden Sphäre denken, in der selbst die Trauer milder erscheint.
Die zweite Strophe entfaltet eine Vision von Licht, Farben und sinnlicher Verzückung: „taumel blonder“ und „lichtblauer Traumgewalten“ schaffen eine beinahe überirdische Atmosphäre. Die Sprache ist geprägt von sanften, fließenden Klängen, die den Rausch der Entrückung verstärken. Diese Welt scheint frei von Schmerz zu sein, erfüllt von „trunkner Wonnen“.
Doch die letzte Strophe bringt eine Wendung: Die Flucht soll nicht in neues Leid münden, sondern in eine „stille Trauer“. Damit wird die Idee einer melancholischen, aber erträglichen Wehmut angedeutet, die dem Frühling innewohnt. Statt eines überwältigenden Schmerzes bleibt eine sanfte Melancholie zurück – eine Mischung aus Verlust und Schönheit, die das Gedicht durchzieht. George schafft so eine Balance zwischen Sehnsucht, Rausch und einer ruhigen, fast tröstlichen Traurigkeit.
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Lizenz und Verwendung
Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.