Die Spange
Ich wollte sie aus kühlem eisen
Und wie ein glatter fester streif –
Doch war im schacht auf allen gleisen
So kein metall zum gusse reif.
Nun aber soll sie also sein :
Wie eine grosse fremde dolde
Geformt aus feuerrotem golde
Und reichem blitzendem gestein.
Gedicht als Bild, zum Downloaden und Teilen

Kurze Interpretation des Gedichts
Das Gedicht „Die Spange“ von Stefan George thematisiert den Wandel einer Vorstellung oder eines Ideals. Ursprünglich wünscht sich das lyrische Ich die Spange aus „kühlem Eisen“ – ein Bild für Schlichtheit, Härte und Beständigkeit. Doch die Realität verhindert diese Umsetzung, da „kein Metall zum Gusse reif“ ist. Dies deutet auf eine äußere oder innere Bedingung hin, die das ursprüngliche Vorhaben unmöglich macht.
In der zweiten Strophe vollzieht sich ein Wandel: Statt der schlichten Eisenform wird die Spange nun aus „feuerrotem Golde“ und mit „reichem blitzendem Gestein“ gefertigt. Die Bildsprache schlägt ins Prunkvolle und Extravagante um. Die Spange wird nicht nur edler, sondern auch fremdartiger – „wie eine große fremde Dolde“. Dies könnte eine Entwicklung hin zu etwas Erhabenerem oder Unerwartetem symbolisieren, vielleicht auch die Einsicht, dass das Gewünschte nicht in der ursprünglich geplanten Form existieren kann.
Die Gegensätze zwischen kühlem Eisen und feurigem Gold, zwischen Einfachheit und opulenter Schönheit könnten auf eine tiefere Thematik verweisen: den Konflikt zwischen Kontrolle und künstlerischer Inspiration, zwischen Bescheidenheit und luxuriöser Verführung oder gar zwischen Realität und Ideal. George zeigt hier, wie aus einer pragmatischen Absicht etwas völlig anderes – vielleicht sogar Überwältigendes – entstehen kann.
Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.
Lizenz und Verwendung
Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.