Danksagung
Die sommerwiese dürrt von arger flamme.
Auf einem uferpfad zertretnen klees
Sah ich mein haupt umwirrt von zähem schlamme
Im fluss trübrot von ferner donner grimm.
Nach irren nächten sind die morgen schlimm:
Die teuren gärten wurden dumpfe pferche
Mit bäumen voll unzeitig giftigen schneees
Und hoffnungslosen tones stieg die lerche.
Da trittst du durch das land mit leichten sohlen
Und es wird hell von farben die du maltest.
Du lehrst vom frohen zweig die früchte holen
Und jagst den schatten der im dunkel kreucht ..
Wer wüsste je-du und dein still geleucht-
Bänd ich zum danke dir nicht diese krone:
Dass du mir tage mehr als sonne strahltest
Und abende als jede sternenzone.
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Kurze Interpretation des Gedichts
Das Gedicht *Danksagung* von Stefan George beschreibt zunächst eine düstere, hoffnungslose Welt, die von Verfall und Chaos gezeichnet ist. Die Natur erscheint verbrannt und trostlos – die „Sommerwiese dürrt von arger Flamme“, der Fluss ist „trübrot von ferner Donner grimm“, und selbst die „teuren Gärten“ haben sich in unheimliche Orte verwandelt. Diese Bilder lassen sich als Metapher für eine innere Krise oder eine verlorene Welt deuten, in der das lyrische Ich sich verirrt hat.
In der zweiten Strophe tritt jedoch eine verwandelnde Kraft auf: Eine geheimnisvolle Gestalt – möglicherweise eine geliebte Person oder eine allegorische Figur wie die Muse oder die Inspiration – erscheint und bringt Licht und Farbe zurück. Diese Person wird als jemand beschrieben, der mit „leichten Sohlen“ das Land durchschreitet und es zum Erblühen bringt. Sie hilft dem lyrischen Ich, wieder Hoffnung zu schöpfen, Früchte von den Zweigen zu holen und Dunkelheit zu vertreiben.
Der letzte Abschnitt des Gedichts ist ein Ausdruck tiefer Dankbarkeit. Das lyrische Ich erkennt, dass diese Person ihm nicht nur Licht in dunkle Tage gebracht, sondern sein gesamtes Dasein bereichert hat. Die abschließenden Verse betonen, dass die empfangene Wärme und Klarheit sogar über die natürliche Ordnung hinausgehen: Die Tage strahlen heller als die Sonne, und die Abende leuchten stärker als alle Sterne. Damit setzt George seiner Helferin oder seinem Helfer ein poetisches Denkmal und verbindet persönliche Erfahrung mit einer fast überzeitlichen, spirituellen Dimension.
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Lizenz und Verwendung
Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.