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Besuch

Von

Sanftere sonne fällt schräg
Durch deiner mauer scharten
In deinen kleinen garten
Und dein haus am gehäg.

Schwirren die vögel im plan,
Regen sträuche die ruten :
Ziehen nach tagesgluten
Erste wandrer die bahn.

Fülle die eimer nun strack !
Netze im pfade die kiese
Büsche und beete der wiese
Hängros und güldenlack!

Und bei der wand am gestühl
Brich den zu wirren eppich !
Streue blumen zum teppich !
Duftend sei es und kühl

Wenn ER als pilgersmann
In solchen dämmerungen
Nochmals vielleicht durchdrungen
Unsere erde und dann

Überm weg das geäst
Teilt mit dem heilgen oden –
Er eine Weil deinen boden
Tritt und sich niederlässt !

Gedicht als Bild, zum Downloaden und Teilen

Gedicht: Besuch von Stefan George

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Besuch“ von Stefan George beschreibt eine atmosphärische Szene in einem kleinen, abgeschiedenen Garten, der auf die Ankunft eines besonderen Gastes vorbereitet wird. Die sanfte Abendsonne, die ersten Wanderer und die Bewegung der Natur schaffen eine ruhige, fast meditative Stimmung. Die Natur wird sorgfältig gepflegt – Sträucher werden geregelt, Kieswege genässt und Blumen gestreut –, als ob der Garten ein heiliger Ort sei, bereit für einen bedeutenden Moment.

Der Höhepunkt des Gedichts liegt in der Erwartung eines geheimnisvollen Besuchers, der als „Pilgersmann“ bezeichnet wird. Die fast sakralen Vorbereitungen deuten darauf hin, dass es sich um eine außergewöhnliche, vielleicht transzendente Gestalt handelt. Die Bildsprache, insbesondere die Anspielung auf „heilgen Oden“, lässt vermuten, dass hier eine spirituelle oder göttliche Erscheinung gemeint sein könnte. Das lyrische Ich hofft darauf, dass dieser Besucher für einen Moment den Boden dieses geschützten Gartens betritt und dort verweilt.

Die Struktur des Gedichts und seine feierliche Sprache erzeugen eine erhabene, fast mystische Atmosphäre. Es geht um mehr als einen bloßen Gast – es scheint, als sei der Garten ein Symbol für eine innere Welt der Vorbereitung, der Ehrfurcht und der Hingabe. George schafft so ein poetisches Bild der Erwartung, das sich zwischen religiöser Andacht und ästhetischer Vollendung bewegt.

Weitere Informationen

Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.

Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.