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Soldaten-Morgenlied

Von

1813.

An Friedrich Baron de la Motte Fouqué.

Erhebt euch von der Erde,
Ihr Schläfer aus der Ruh′;
Schon wiehern uns die Pferde
Den guten Morgen zu.
Die lieben Waffen glänzen
So hell im Morgenroth,
Man träumt von Siegeskränzen,
Man denkt auch an den Tod.

Du reicher Gott in Gnaden,
Schau′ her vom blauen Zelt;
Du selbst hast uns geladen
In dieses Waffenfeld.
Laß uns vor dir bestehen,
Und gib uns heute Sieg;
Die Christenbanner wehen,
Dein ist, o Herr! der Krieg.

Ein Morgen soll noch kommen,
Ein Morgen mild und klar;
Sein harren alle Frommen,
Ihn schaut der Engel Schaar.
Bald scheint er sonder Hülle
Auf jeden deutschen Mann,
O brich, du Tag der Fülle,
Du Freiheitstag brich an!

Dann klang von allen Thürmen,
Und Klang aus jeder Brust,
Und Ruhe nach den Stürmen
Und Lieb′ und Lebenslust.
Es schallt auf allen Wegen
Dann frohes Siegsgeschrei –
Und wir, ihr wackern Degen,
Wir waren auch dabei!

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Gedicht: Soldaten-Morgenlied von Max von Schenkendorf

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Soldaten-Morgenlied“ von Max von Schenkendorf, verfasst im Jahr 1813 und an Friedrich Baron de la Motte Fouqué adressiert, ist ein ergreifendes Beispiel für patriotische Dichtung während der Befreiungskriege gegen Napoleon. Es fängt die Stimmung und die Hoffnungen der Soldaten in dieser Zeit ein und verknüpft militärischen Mut mit einem tiefen religiösen Glauben und dem Streben nach nationaler Freiheit.

Das Gedicht beginnt mit einem Aufruf zum Aufbruch, der die Leser direkt in die Atmosphäre eines frühen Morgens auf dem Schlachtfeld versetzt. Die Erwähnung der Pferde und der glänzenden Waffen deutet auf die unmittelbare Vorbereitung zum Kampf hin. Der Kontrast zwischen der Hoffnung auf den Sieg und der Auseinandersetzung mit dem Tod zeigt die Dualität des Krieges und die Bereitschaft der Soldaten, ihr Leben für ihr Vaterland zu opfern. Die zweite Strophe intensiviert diese Thematik durch die Anrufung Gottes, was die tiefe Religiosität der Zeit und die Überzeugung widerspiegelt, dass Gott auf der Seite der deutschen Soldaten steht. Der Wunsch nach Sieg wird mit dem Gebet um Beistand und die Hoffnung auf die göttliche Legitimation des Krieges verbunden.

Die dritte Strophe des Gedichts markiert einen Übergang von der unmittelbaren Kriegssituation zur Vision einer zukünftigen, friedlichen Zeit. Hier wird die Hoffnung auf einen „Morgen mild und klar“ ausgedrückt, der die Erlösung von den Schrecken des Krieges und die Wiederherstellung von Frieden und Freiheit bringen soll. Dieser „Tag der Fülle“ ist untrennbar mit der Idee der nationalen Einheit und der Befreiung von fremder Herrschaft verbunden. Das Bild der „Engel Schaar“ und die Erwartung eines sonderbaren Tages erzeugen eine fast apokalyptische Atmosphäre, in der der Sieg nicht nur militärisch, sondern auch moralisch und geistig verstanden wird.

Die letzte Strophe schließlich feiert das ersehnte Ende des Krieges und die freudige Rückkehr in ein Leben des Friedens. Die Vision des fröhlichen Siegesgeschreis, das von allen Türmen erschallt, und die Erwähnung von „Ruhe nach den Stürmen“ und „Lieb‘ und Lebenslust“ stehen im starken Kontrast zu den vorherigen Bildern von Krieg und Tod. Der letzte Vers, „Und wir, ihr wackern Degen, Wir waren auch dabei!“, unterstreicht die Identifikation des Dichters und der Soldaten mit der Geschichte und dem Kampf für die Freiheit. Das Gedicht ist somit ein eindringliches Zeugnis der Ideale, Hoffnungen und Ängste einer Nation im Kampf um ihre Unabhängigkeit. Es verbindet Tapferkeit, Glauben und das Streben nach einer besseren Zukunft zu einem eindrucksvollen Ganzen.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.