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Soldaten-Abendlied

Von

1813.

An Carl von Bardeleben.

So zündet nun die Feuer
In Gottes Namen an,
Es hat wol keiner treuer
Sein Tagewerk gethan;
Und fern von Liebesarmen
Und fern von Weibesbrust
Laß uns an dir erwarmen,
Du Feuer, unsre Lust.

So ruht, ihr müden Glieder,
Vielleicht zum letzten Mal;
Wie bald, so sinkt ihr nieder,
Verletzt von Blei und Stahl.
Wir haben uns ergeben,
Herr Gott, in deine Hand;
Nimm hin den Leib, das Leben
Für unser Vaterland.

Ihr fernen theuren Seelen,
Wir wünschen gute Nacht;
Wir wollen euch empfehlen
Der ew′gen Liebesmacht.
Wir grüßen, ach wir grüßen
Viel tausend tausendmal,
Und unsre Blicke küssen
Sich wol in Mondenstrahl.

Schlaf ruhig, Vater Röder,
Du lieber General;
Das betet wol ein Jeder
Aus deiner Krieger Zahl.
Du bist uns Lust und Segen
In Schlacht und Ungemach;
Du schläfst in Sturm und Regen,
Wie wir, oft ohne Dach.

Auch du im Lager drüben
Magst ruhig schlafen, Feind,
Wir ha′n mit Schuß und Hieben
Es ehrlich stets gemeint.
Mit Einem aber ringen
Wir Morgens wie zu Nacht,
Er möcht′ uns gern verschlingen,
Der Löwe brüllt und wacht.

Du Feldwacht, und ihr Runden,
Seid wacker und bereit,
Um fleißig zu erkunden,
Von wo Gefahr uns dräut;
Der Herr hat viele Schaaren
Zu unserm Schutz bestellt,
Die heil′gen Engel wahren
Des frommen Kriegers Zelt.

Ihr Wächter in der Höhe,
O schwebt um diesen Raum,
Und jeder Schläfer sehe
Das Liebste heut im Traum.
Nun gute Nacht, ihr Brüder,
Gut′ Nacht, mein Schlafkam′rad,
Wir sehn uns morgen wieder
Bei frischer Heldenthat.

Gedicht als Bild, zum Downloaden und Teilen

Gedicht: Soldaten-Abendlied von Max von Schenkendorf

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Soldaten-Abendlied“ von Max von Schenkendorf, verfasst 1813, ist eine Reflexion über das Leben und den Tod von Soldaten, eingebettet in eine Abendstimmung am Rande eines Kriegsschauplatzes. Es ist ein Lied, das Trost, Zusammenhalt und Hoffnung inmitten von Entbehrungen und der ständigen Bedrohung durch den Tod thematisiert. Die Widmung an Carl von Bardeleben deutet auf eine persönliche Beziehung und die Möglichkeit hin, dass das Gedicht Teil eines größeren sozialen oder militärischen Kontextes war.

Die erste Strophe beginnt mit einem Appell an das Entfachen des Feuers, einer Metapher für Wärme, Geborgenheit und Gemeinschaft in der kalten Nacht. Die Soldaten, fern von Liebe und Familie, suchen Trost und Freude in diesem gemeinsamen Ritual. Das Gedicht etabliert sofort eine Atmosphäre der Erschöpfung, der Nähe zum Tod und des Patriotismus. Der Bezug auf „Tagewerk“ und „Vaterland“ unterstreicht die Pflicht und das Opfer, die mit dem Soldatenberuf verbunden sind. Die Zeilen beschwören ein Gefühl der Dankbarkeit für das Erlebte und der Akzeptanz des Schicksals.

Die folgenden Strophen zeigen die tiefe Frömmigkeit der Soldaten und ihre Bereitschaft, ihr Leben für ihr Vaterland zu opfern. Sie verabschieden sich von ihren Lieben und beten um Gottes Schutz. Das Gedicht verwebt Elemente der Geborgenheit und des Abschieds, der Sehnsucht und des Vertrauens in eine höhere Macht. Der Bezug auf den „Feind“ und der Wunsch nach Frieden zeugen von dem Bewusstsein der Gewalt, aber auch dem Wunsch nach Überwindung und Versöhnung.

Bemerkenswert ist auch die thematische Vielschichtigkeit. Das Gedicht wechselt zwischen der individuellen Erfahrung und der kollektiven Identität der Soldaten. Es spricht das persönliche Leid an, während es gleichzeitig die Verbundenheit der Soldaten untereinander und ihre gemeinsame Hoffnung auf eine bessere Zukunft betont. Die letzten Zeilen sind ein tröstlicher Abschied und gleichzeitig ein Bekenntnis zum Mut und zur Hoffnung auf einen neuen Tag voller Heldentaten. Das Gedicht schließt mit dem Versprechen eines Wiedersehens am nächsten Morgen, was die anhaltende Hoffnung und den Glauben der Soldaten widerspiegelt.

Weitere Informationen

Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.

Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.