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So lala

Von

Steht ein Töpfchen rund und nett
Unterm Bett,
So lala, so lala.
Reich mir mal das Kindel her,
Das braucht jetzt keine Windel mehr,
So lala, so lala!

Rulle, rulle, ratteratt;
Rollt ein Wagen durch die Stadt,
Sind zwei blanke Pferdchen davor,
Hinten drauf ein schwarzer Mohr.
Horch! er hält vor unserm Haus,
Steigen zwei feine Jungherren aus,
Mit Federbarettchen
Und goldenen Kettchen.
Schnell! das Töpfchen unters Bettchen!

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Gedicht: So lala von Paula Dehmel

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „So lala“ von Paula Dehmel entfaltet in seiner kindlichen Einfachheit eine unerwartete Spannung und Komik. Es beginnt mit einem scheinbar banalen Vers über ein Töpfchen, das „rund und nett“ unter dem Bett steht, was durch das wiederholte „So lala“ eine entspannte Atmosphäre erzeugt. Der erste Teil des Gedichts wirkt wie ein Wiegenlied oder ein kleines Spiel, das sich um das kindliche Alltagsleben dreht. Die Erwähnung des Kindes und die Notwendigkeit, ihm die Windel abzunehmen, verstärken diesen Eindruck der kindlichen Unbeschwertheit und des sorglosen Umgangs mit den kleinen Dingen des Lebens.

Die zweite Strophe bricht abrupt mit der Idylle. Das geräuschhafte „Rulle, rulle, ratteratt“ leitet eine Szene ein, die von einem Wagen mit zwei „blanken Pferdchen“ und einem „schwarzen Mohr“ erzählt. Diese Beschreibung, die für die damalige Zeit typische Elemente enthält, deutet auf eine soziale Hierarchie und eine fremdartige Begegnung hin. Die Ankunft des Wagens und die Anwesenheit der „feinen Jungherren“ mit ihren „Federbarettchen“ und „goldenen Kettchen“ signalisieren eine Wendung und eine unerwartete Veränderung der zuvor so friedlichen Szenerie.

Die plötzliche Eile, das Töpfchen „unters Bettchen“ zu verstecken, ist der Kern des Gedichts und offenbart seine wahre Bedeutung. Sie ist ein humorvolles Beispiel für die soziale Konvention und die Notwendigkeit, bestimmte Dinge im Verborgenen zu halten. Die Angst vor dem Urteil der „feinen Jungherren“, die möglicherweise gesellschaftlichen Wertvorstellungen nicht entsprechen, wird durch die Hast, das Töpfchen zu verstecken, deutlich. Dies unterstreicht die soziale Sensibilität und die Notwendigkeit, sich an die Erwartungen der Gesellschaft anzupassen, auch wenn es um die banalsten Dinge geht.

Insgesamt ist „So lala“ ein kurzweiliges Gedicht, das durch seine kindliche Sprache und das unerwartete Ende eine spielerische Kritik an sozialen Konventionen und der menschlichen Tendenz zur Selbstzensur liefert. Es ist ein charmantes Beispiel für Dehmels Fähigkeit, mit einfachen Mitteln komplexe Themen anzusprechen und dabei einen humorvollen Blick auf das Leben zu werfen. Die scheinbare Banalität des Themas verbirgt eine tiefere Bedeutung, die in der Reaktion auf die Ankunft der Jungherren zum Ausdruck kommt.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.