Eingezogen und sittsam verfließt die Zeit mir als Jungfrau,
Ist die Hochzeit vorbei, fängt das Commercium erst an.
Sittenveränderung
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Kurze Interpretation des Gedichts
Das Gedicht „Sittenveränderung“ von Wilhelm Friedrich Waiblinger ist ein kurzes, prägnantes Gedicht, das einen tiefgreifenden Wandel im Leben der Dichterfigur skizziert, nämlich den Übergang vom Junggesellendasein in die Ehe und die damit einhergehenden Veränderungen in den sozialen Gepflogenheiten und im Lebensstil. Der Titel selbst weist bereits auf das zentrale Thema des Gedichts hin, die Veränderung der Sitten und Lebensumstände.
Der erste Vers beschreibt die Zeit vor der Ehe als eine Phase der „Eingezogenheit“ und „Sittsamkeit“, verglichen mit dem Leben einer Jungfrau. Dies deutet auf eine Zurückgezogenheit von der Welt und eine Konzentration auf persönliche, vielleicht auch spirituelle oder künstlerische Belange. Die Beschreibung der Zeit als „verfließend“ suggeriert eine gewisse Ruhe und Kontinuität, eine Phase, in der die Zeit scheinbar unaufgeregt dahinfließt.
Der zweite Vers markiert einen klaren Bruch. Nach der Hochzeit, also dem Eintritt in den ehelichen Stand, beginnt das „Commercium“ – ein Begriff, der im 19. Jahrhundert eine größere Bandbreite an Bedeutungen hatte, aber hier wahrscheinlich auf die geselligen Verpflichtungen und geschäftlichen Kontakte hinweist, die mit dem Eheleben verbunden sind. Dies deutet auf eine Zunahme sozialer Interaktion, aber auch auf neue Verantwortlichkeiten und möglicherweise eine Veränderung der Prioritäten hin. Der Bruch wird durch das Wort „fängt…an“ verdeutlicht, das den Beginn einer neuen Lebensphase signalisiert.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das Gedicht eine kurze, aber intensive Reflexion über den Wandel von der Jugend zur Ehe bietet. Waiblinger nutzt dabei präzise sprachliche Bilder, um die unterschiedlichen Lebensphasen und die damit verbundenen Veränderungen in den sozialen Beziehungen und in der persönlichen Ausrichtung zu verdeutlichen. Die Kürze des Gedichts unterstreicht die Direktheit und Prägnanz der Aussage, die sowohl eine Beschreibung als auch eine gewisse Distanzierung vom neuen Lebensstil andeutet.
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